»Leoclerc«-Panzer für Afrika?

Die zwei EU-Rüstungsriesen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Nexter Systems planen den Zusammenschluss

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Zwei der wichtigsten Hersteller militärischer Landsysteme im EU-Raum wollen fusionieren. Eine Erklärung ist unterzeichnet.

Krauss-Maffei Wegmann (Deutschland) und Nexter (Frankreich) planen Schritte »für die Konsolidierung der wehrtechnischen Industrie Europas«. Die »gemeinsame strategische Neuaufstellung« ermögliche »den Erhalt von Arbeitsplätzen und Kompetenzen im Kern der EU«. So steht es in einer Erklärung, die in München und Versailles veröffentlicht wurde.

Durch Zusammenschluss der Firmen unter dem Dach einer Holding entstünde ein gigantischer deutsch-französischer Wehrtechnikkonzern. Er soll ca. zwei Milliarden Euro Jahresumsatz, einen Auftragsbestand von 6,5 Milliarden Euro und über 6000 Mitarbeiter haben. Das Geschäft soll bis Frühjahr 2015 abgeschlossen sein.

Abgesehen von den Produkten könnten die Konzerne unterschiedlicher nicht sein: Nexter S. A. ist im Alleinbesitz der französischen Staatsholding GIAT Industries. Die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG (KMW) ist quasi in Familienbesitz. Hauptanteilseigner sind die Familie Bode-Wegmann und stille Teilhaber. Man hat bisher Avancen etwa von Partner Rheinmetall zu einer engeren Kooperation zurückgewiesen. Nun aber ist man sogar zu einem 50:50 bei der Leitung der Holding bereit. Erstaunlich ist auch, wie sich Nexter-Eigentümer Frankreich verhält. Als kürzlich Siemens den französischen Industriekonzern Alstom umarmen wollte, bezog man in Paris schließlich Abwehrstellungen.

Nexter baut »Leclerc«-Panzer und Panzerfahrzeuge, Geschütze, Pioniertechnik und stellt Munition her. Doch die französische Staatskasse ist klamm, die Armee bestellt nach dem Geschmack des Konzerns zu wenig. Auch beim Export ist man nicht so gut aufgestellt, die Kunden wollen lieber »Leopard«-Panzer, »Puma«-Schützenpanzer sowie die gepanzerten Mannschaftstransporter »Dingo« und »Boxer«. Die rollen von Krauss-Maffei-Fließbändern. Doch da gibt es oft Probleme beim Verkauf in andere Länder, weil die Öffentlichkeit ein Auge darauf hat, dass die Exportrichtlinien eingehalten werden. Deshalb will zumindest die SPD beim Genehmigen der Rüstungsexporte kürzer treten.

Wer die Erklärung genauer liest, findet die folgenden Sätze: »Die Produktportfolios beider Unternehmen und ihre regionalen Präsenzen auf dem Weltmarkt ergänzen sich nahezu überschneidungsfrei. Durch den Zusammenschluss von Nexter und KMW entsteht eine Einheit, die mit Gewicht und Innovationskraft im internationalen Wettbewerb bestehen und wachsen kann.«

Experten machen die künftigen Schlachtfelder vor allem in Afrika aus. Da ist Frankreich politisch wie militärisch höchst aktiv. Wie Berlin versucht auch Paris zunehmend Außen- und Sicherheitspolitik über Rüstungsexporte zu steuern. Sollen doch andere für westeuropäische Interessen ihr Leben lassen, Hauptsache die Waffen dafür sind in der EU produziert worden. Das sagt die Bundesregierung natürlich nicht. Wohl aber begrüßte sie die Einigung. »Die Vereinbarung der Unternehmen ist ein Schritt auf dem Weg hin zur Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrien - dies wird ihre Leistungsfähigkeit sichern«, meint das Wirtschaftsministerium. Ähnlich hatte sich die französische Regierung geäußert.

Eilig versichert man jedoch, dass der Fusionsvertrag auf deutscher Seite noch nach dem Außenwirtschaftsgesetz geprüft werden muss. Im Übrigen gelte auch nach einer Fusion, dass Zulieferungen, die Deutschland verlassen, genehmigt werden müssten. Diese »Hürde« nötigt den Beteiligten wohl nur ein müdes Lächeln ab.

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