Und jährlich grüßt der Gazakrieg
Israelische Bodentruppen machen sich für Einmarsch in Küstenstreifen bereit
Tel Aviv/Gaza-Stadt. Es ist eine Meldung, wie sie in den nächsten Tagen wohl öfter über die Ticker laufen wird: Zwei palästinensische Jugendliche sollen unter den Trümmern eines Wohnhauses verschüttet worden sein. Israelische Kampfflugzeuge hatten es am Dienstag bombardiert. Hoffnung, die Jungen lebend zu retten, bestehe keine, teilt ein Sprecher von Gazas Gesundheitsministerium mit.
Rund 90 Ziele soll die israelische Luftwaffe seit Tagesbeginn im Gazastreifen beschossen haben. Einrichtungen der Hamas sollen darunter sein, getroffen wurden aber auch Wohnhäuser. Von mindestens zehn Toten und 30 Verletzten berichten Rettungskräfte. »Operation Protective Edge« (hebräisch: »Zuk Eitan«) hat die israelische Armee ihre Offensive getauft, zu der nach Angaben eines Armeesprechers 1500 Reservisten mobilisiert wurden. Auch Bodentruppen sollen zum Einsatz kommen. Es wäre der vierte Krieg gegen den ohnehin dauerhaft belagerten Küstenstreifen innerhalb von acht Jahren.
Einmal mehr sei das Ziel »den Terror zu beenden«, schrieb ein Armeesprecher via Twitter. Doch der kommt – auch das eine Konstante im Nahostkonflikt – mit jedem palästinensischen Toten erst so richtig in Fahrt: War in den letzten Monaten für die Menschen im Süden Israels überwiegend Ruhe eingekehrt, berichtet das israelische Armeeradio nun von 80 Raketen, die allein am Dienstag vom Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurden.
Während Opfer in Israel bisher ausblieben, treffen die vorgeblich gezielten Angriffe der israelischen Luftwaffe schon jetzt vor allem die palästinensische Zivilbevölkerung. Während das Armeeradio von zerstörten Abschussrampen und bombardiertem Trainingsgelände spricht, flimmern über die Bildschirme palästinensischer Fernsehsender wieder die Bilder weinender Mütter und zerstörter Wohnhäuser.
»Wir bereiten uns auf eine Operation gegen die Hamas vor, die nicht innerhalb von Tagen enden wird«, stimmte der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon Medienberichten zufolge das Militär auf einen längeren Einsatz ein. Der bewaffnete Arm der Hamas warnte unterdessen vor weiteren Angriffen. Sollte dies nicht gestoppt werden, »werden wir darauf mit einer überraschenden Ausweitung unserer Attacken reagieren«, schrieben die al-Qassam-Brigaden in einer per E-Mail verbreiteten Mitteilung.
»Wir werden dem ein Ende setzen«, kommentierte der israelische Militärsprecher Peter Lerner am Dienstag die Angriffe seiner Armee. Eine zeitliche Einschränkung für die Angriffe gebe es nicht. Eine Gewissheit, die wohl auch nach diesem Krieg für die Menschen in Israel und Palästina andauern wird. fak/ mit Agenturen
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