Sakral-final

INGOLDINHO

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.
Ingolf Bossenz lässt sich vor dem 
Endspiel vom Heiligen inspirieren
Ingolf Bossenz zeigt schon mal,  was bei einer deutschen Niederlage droht. Für seinen Gastauftritt  gab er sich den Namen Ingoldinho.  Links im Bild: Silvesta.
Ingolf Bossenz zeigt schon mal, was bei einer deutschen Niederlage droht. Für seinen Gastauftritt gab er sich den Namen Ingoldinho. Links im Bild: Silvesta.

In der Regel wird ja das Große, Unüberschaubare, Transzendente »heruntergebrochen« auf irdisches Maß, damit auch schlichtere Geister das Grandiose goutieren können. Beim Fußball ist das Gegenteil der Fall. Dort wird nämlich »hochgebrochen«: auf die ganz hohe Ebene – des Philosophischen, Religiösen, Numinosen.

Da die These, Gott sei rund, bislang selbst von Richard Dawkins (»Der Gotteswahn«) nicht widerlegt wurde, ist es geradezu göttliche Fügung, dass die finale WM-Paarung ihre Spiegelung in den beiden derzeit im Vatikan logierenden Päpsten findet: dem Argentinier Franziskus und dem Deutschen Benedikt XVI. Das Spiel deshalb als »Derby zwischen den Päpsten« zu bezeichnen, wie es die italienische »La Repubblica« tat, ist natürlich ziemlicher Quark. Zwar gilt Franziskus als Fußballfan (natürlich mit dem Epitheton »leidenschaftlicher«), aber Joseph Ratzinger interessiert sich nicht die Bohne für das profane Gebolze von Mannschaften mit weniger Spielern, als Jesus Jünger hatte.
Allerdings sollte man Benedikts Kicker-Kenntnisse nicht unterschätzen. Schließlich hat er immer wieder gezeigt, dass er sich in den Schriften seines Lieblingskirchenlehrers Augustinus (354 bis 430) bestens auskennt. Und der hippe Bischof von Hippo wusste schon damals, wo der Fußball-Frosch die Locken hat. So war er ein strikter Anhänger des flüssigen Spiels: »Hinfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben.« Er kannte die Versuchung durch die Hand Gottes: »Im Zweifelsfalle lass’ die Hände davon!« Und er beherrschte sogar die wohl komplizierteste Regel: »Besser ist es, hinkend auf dem rechten Weg zu gehen, als mit einem festen Schritt abseits.« Auch mit Schiedsrichterschelte hielt er sich kaum zurück: »Die Sache haben sie gesehen, aber nicht die Ursache.« Und: »Ich glaube, weil ich es nicht begreife.« Augustinus hat zudem den perfekten Rat für das Endspiel einschließlich Verlängerung und Elfmeterschießen: »Am Anfang steht der Glaube, am Ziel die Schau.« Kein Wunder, dass der Mann heiliggesprochen wurde.
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