Israel weitet Angriffe in Gaza aus
Hamas feuert weiter Raketen ab / Bisher über 330 Palästinenser und zwei Israelis getötet
Gaza/Tel Aviv. In Nahost zeichnet sich trotz aller Appelle und internationaler Vermittlungsbemühungen kein Ende der Gewalt ab. Am zwölften Tag einer israelischen Offensive im Gazastreifen stieg die Zahl der getöteten Palästinenser auf mindestens 333. Wie der Leiter der palästinensischen Rettungsdienste, Aschraf al-Kidra, am Samstag weiter mitteilte, wurden weitere 2380 Menschen verletzt. In Israel starb bei einem Raketenangriff militanter Palästinenser ein zweiter Zivilist an den Folgen seiner Verletzungen.
Eine Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas zeichnet sich derzeit nicht ab. Im Gegenteil: Die israelische Armee weitet ihre Angriffe auf das Zentrum des dicht besiedelten Gazastreifens aus. Die Hamas lehnt weiterhin die Bedingungen für eine Feuerpause ab. Ägypten will sein Vermittlungsangebot nicht nachbessern. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wolle am Samstag in den Nahen Osten reisen und sich für eine Waffenruhe einsetzen.
Israel will nach eigenen Angaben mit der Militäroffensive den täglichen Beschuss durch militante Palästinensergruppen unterbinden. Mit Bodentruppen versucht die Armee nach eigenen Angaben, zahlreiche Tunnel unter seiner Grenze zu dem Palästinensergebiet zu zerstören. Durch diese Tunnel wollen Palästinenser nach Israel eindringen, um dort Anschläge zu verüben oder Menschen zu entführen.
Eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete traf am Samstag ein Haus in einem Beduinendorf nahe der südisraelischen Stadt Dimona. Ein 32 Jahre alter Mann starb. Zwei Kleinkinder im Alter von einem und vier Jahren sowie zwei 30 Jahre alte Frauen seien mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte Polizeisprecher Micky Rosenfeld weiter mit. In der Nähe der Stadt befindet sich Israels Atomreaktor.
Außerdem versuchte ein Hamas-Kommando nach Armeeangaben, erneut durch einen Tunnel nach Israel zu gelangen. Eine Streife des israelischen Militärs entdeckte den Trupp auf der israelischen Seite der Gaza-Grenze, bevor er eine nahe gelegene israelische Ortschaft zu attackieren vermochte, wie die Armee mitteilte. Demnach wurde bei dem anschließenden Gefecht ein Angreifer getötet. Die anderen zogen sich durch den Tunnel nach Gaza zurück. Zwei israelische Soldaten erlitten Verletzungen.
Es handelte sich um den zweiten derartigen Angriff militanter Palästinenser durch einen Tunnel binnen drei Tagen. Am Donnerstag waren 13 Hamas-Kämpfer aus einem Tunnel beim grenznahen Kibbuz Sufa aufgetaucht. Ein israelischer Luftangriff hatte sie zur Umkehr gezwungen, bevor sie den Kibbuz angreifen konnten.
Mindestens sieben israelische Soldaten wurden nach Angaben der Armee seit der Nacht zum Samstag verletzt. Der einzige israelische Soldat, der bisher getötet wurde, war zu Beginn der Bodenoffensive Opfer eines irrtümlichen Beschusses aus den eigenen Reihen geworden, wie eine Untersuchung durch das Militär ergab.
Die israelische Armee weitet ihre Angriffe unterdessen auf das Zentrum des Gazastreifens aus. Sie rief die Bewohner der Flüchtlingslager Al-Bureidsch und Al-Maasi auf, ihre Unterkünfte zu verlassen. »Wir wollen die Operationen ausweiten und nach unseren Erfordernissen ausrichten«, sagte der israelische Generalstabschef Benny Gantz bei einem Besuch des Streitkräfte-Kommandos Süd in Beerscheva. Das Militär hat bisher etwa 2300 Ziele im Gazastreifen attackiert, rund 300 davon seit Beginn der Bodenoffensive.
Ägypten hat unterdessen erneut für seinen Fahrplan für eine Waffenruhe geworben. Der am Dienstag vorgelegte Entwurf berücksichtige »die Bedürfnisse aller Seiten«, sagte Außenminister Sami Schukri bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Kollegen Laurent Fabius in Kairo. Man werde den Plan »weiter anbieten und hoffen, sobald wie möglich Unterstützung dafür zu bekommen«. Der EU-Ministerrat rief beide Seiten auf, umgehend einem Waffenstillstand zuzustimmen. dpa/nd
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