Tatras sollen länger durchhalten

Die BVG setzt alte Straßenbahnen noch einmal instand / Linie 61 vorerst gerettet

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
Weil die Fahrgastzahlen steigen, werden einige Tatra-Bahnen noch nicht ausgemustert. Die Linie 61 fährt weiter nach Rahnsdorf.

Eigentlich sollten die alten Tatra-Straßenbahnen aus tschechoslowakischer Produktion bis 2017 in Berlin aus dem Verkehr gezogen sein. Doch jetzt lässt die BVG 20 Fahrzeuge vom Typ KT4D noch einmal fit machen für einen längeren Betrieb, wie aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Andreas Baum hervorgeht. Die Instandhaltungsmaßnahme solle »den Weiterbetrieb der Fahrzeuge für weitere maximal vier Jahre« ermöglichen, so das Unternehmen. Dabei handele es sich um eine »Vorsorgemaßnahme, die erfreuliche Nachfragesteigerungen bei der Straßenbahn abfedern soll«.

Derzeit rollen noch 133 der über 25 Jahre alten Bahnen durch Berlin. Anfang der 90er Jahre waren rund 450 von der BVG modernisiert worden. Diese werden seitdem nach und nach durch barrierefreie Niederflurbahnen ersetzt. Das modernste Modell heißt »Flexity«, von dem bis 2017 insgesamt 142 Fahrzeuge angeschafft werden. Die alten Tatras sollen dann eigentlich nicht mehr eingesetzt werden, aber bei einem »kurzfristigen Fahrzeugmehrbedarf aufgrund von Angebotserweiterungen im Zuge der wachsenden Stadt« könnten sie noch gebraucht werden, heißt es. Insgesamt verfügt das Unternehmen derzeit über 390 Straßenbahnen.

Bis 2017 sollen Niederflurbahnen jedenfalls auf allen Streckenabschnitten eingesetzt werden können. Derzeit gibt es nur noch in Köpenick zwei Strecken, wo das nicht möglich ist: Teile des Fürstenwalder Damms und eine 580 Meter lange Trasse auf dem Müggelseedamm. Auf der ist auch die Linie 61 unterwegs, deren 4,5 Kilometer langer Abschnitt zwischen S-Bahnhof Friedrichshagen und Rahnsdorf bis vor kurzem die Stilllegung drohte. Vorerst allerdings scheint er gerettet. »Bis zum Jahr 2020 können wir ihn mit gutem Gewissen weiter betreiben«, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Eine Untersuchung habe ergeben, das vorerst eine normale Reparatur der Strecke ausreicht.

»Wenn danach aber eine Grundsanierung fällig wird, stellt sich die Frage neu.« Denn die wird teuer, weil die Linie durch die Schutzzone um das Wasserwerk Friedrichshagen führt und einen Betontrog erhalten müsste, um eventuell Öl aufzufangen. Die BVG rechnet mit einem »zweistelligen Millionenbetrag«. Wirtschaftlich vertretbar wäre das kaum, meint Reetz. Denn so idyllisch die Linie auch entlang des Müggelsees verläuft, ist sie dennoch eine der »nachfrageschwächsten«. Die BVG kann sich auch den Einsatz von Elektrobussen vorstellen.

Noch kann man auf der Linie aber mit Tatra-Bahnen fahren, bevor sie vielleicht nach Sczcecin oder in die Ukraine verkauft werden wie viele ihrer Vorgänger.

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