Kohleabbau statt Klimaschutz
Australien setzt genehmigt neue Mine im Bundesstaat Queensland
Über 60 Jahre hinweg soll in der neuen Mine Carmichael in Queensland Kohle abgebaut werden: 60 Millionen Tonnen pro Jahr für den Export nach Indien. Die indische Bergbaugruppe Adani, die das Kohlevorkommen im Galilee Basin in Zentral-Queensland erschließen möchte, will sogar eine eigene Bahnlinie einrichten, um den im Tage- und Untertagebau geförderten fossilen Brennstoff vom Landesinneren über 189 Kilometer zum Hafen Abbot Point an der Ostküste Australiens zu transportieren.
Abbot Point ist einer der Megahäfen, die in der Nähe des Schutzgebiets des Great Barrier Reefs, des größten Korallenriffs der Erde, liegen. Um Adanis neue Kohle zu exportieren, muss die Hafenanlage erweitert werden. Dieser Ausbau wurde trotz Protesten von Umweltschützern vor Monaten genehmigt. Für die Expansion müssen jedoch drei Millionen Kubikmeter Schlick aus dem Meeresboden ausgegraben und anderswo im Meer wieder entsorgt werden. Ein Vorgang, der laut Umweltschützern und Wissenschaftlern die Fauna und Flora im geschützten Marine-Park nachhaltig schädigt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 sind die Korallen im Riff in den letzten 27 Jahren bereits um über 50 Prozent zurückgegangen. Im Mai hatte die Deutsche Bank eine Finanzierung des Hafenprojektes nach Protesten von Umweltschützern ausgeschlossen.
Der australische Umweltminister Greg Hunt genehmigte die Carmichael-Mine am Montag unter 36 Auflagen, die in erster Linie das Grundwasser schützen sollen. In einer Pressemitteilung wies der Minister auf die 2475 neuen Arbeitsplätze in der Bauindustrie sowie weitere 3920 Jobs während der Betriebsphase der Mine hin, deren Rohstoffvorkommen geschätzte 300 Milliarden australischen Dollar (210 Milliarden Euro) wert sein sollen. Laut Minister wird das Vorkommen bis zu 100 Millionen Menschen in Indien mit Elektrizität versorgen.
Umweltschutzgruppen reagierten mit Entsetzen auf die Nachricht. Greenpeace Australia bezeichnete die Entscheidung als »beschämend«. Nach Berechnungen der Aktivisten wird die Mine zusätzliche 128 Millionen Tonnen an Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzen.
Die aus Queensland stammende Grünen-Senatorin Larissa Waters nannte die Entscheidung der liberal-konservativen Regierung eine »Klimakatastrophe«. Neben den Emissionen zerstört die Mine nach ihren Aussagen auch 20 000 Hektar Buschland und verbraucht zwölf Milliarden Liter Grundwasser pro Jahr.
Auch der gefährdete Schwarzkehl-Ammerfink sei durch die Entscheidung noch stärker vom Aussterben bedroht. Am schlimmsten sei die Entscheidung aber für das Weltklima und das Great Barrier Reef. Mit der Entscheidung habe die Regierung unter Premierminister Tony Abbott genehmigt, »den Planet zu ›kochen‹ und das Riff in eine Autobahn für Kohleschiffe zu verwandeln«, so Waters. Die Carmichael-Mine sei eine der weltgrößten Kohleminen, das erhöhe den australischen Beitrag zur globalen Erwärmung dramatisch. »Die Geschichte wird auf die heutige Entscheidung der Abbott-Regierung als einen Akt der Klima-Kriminalität zurückblicken«, sagte die Grünen-Politikerin.
Waters zweifelte zudem die Integrität der indischen Bergbaugruppe Adani an: Diese stecke in Finanznöten sei und sei in ihrem Heimatland bereits wegen Umweltverstößen abgemahnt worden.
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