Eiskalt gestartet
Chemieprofessor Andreas Fath will für die Wissenschaft den Rhein hinunterschwimmen
Füße, Hände und Gesicht in eine Wanne voll Eiswürfel pressen - das komme dem Gefühl nahe, drei Minuten lang durch die Quelle des Rheins zu schwimmen. So beginnt das Abenteuer von Andreas Fath, der in vier Wochen den Fluss auf rund 1230 Kilometern durchschwimmen will. »Es war kalt, sehr kalt, aber ich bin guter Dinge«, sagt Fath am Montag nach seinem Schwimmstart im Tomasee bei Tujetsch in der Schweiz. Bis Ende August will er die Mündung in den Niederlanden erreichen. Ob er trotz Medienrummels und Klausurenphase noch entspannen konnte? »Ich entschwimme dem Stress einfach«, sagt 49-Jährige.
»Verrückt. Ich würde das nicht machen«, hatte Fath vor sieben Jahren gesagt, als er beim Zürichseeschwimmen mitmachte. Während damals einige Teilnehmer die lange Strecke von über 26 Kilometern zurücklegten, schwamm er mit Freunden die Staffel. »Das ganze Jahr hat es mich beschäftigt, dass man die Strecke auch alleine schaffen kann«, erinnert sich Fath. Auf den letzten Drücker habe er sich dann für das Marathonschwimmen angemeldet. »Und festgestellt, dass man im Wasser reisen kann.«
Rekordgedanken sind es diesmal nicht, die Fath treiben, sich vier Wochen zwischen Fischen und krautigen Algen bewegen zu wollen. »Ein Auslöser war die Finanzsituation an der Hochschule.« Seit 2011 ist er Professor für Chemie und Analytik an der Hochschule Furtwangen. Um ein Analysegroßgerät für seinen Fachbereich anzuschaffen, fehlen die Mittel. Faths Schwimmprojekt soll Sponsoren aufmerksam machen und Geld in die Hochschulkasse bringen - es geht um 100 000 Euro.
Allerdings durfte keine Aktion so waghalsig sein wie Faths Vorhaben: Um sein Ziel in 25 Etappen zu erreichen, hat der Extremsportler täglich ein bis zwei Stunden im Freibad in der Kleinstadt Haslach (Schwarzwald) trainiert, wo er mit Frau und drei Söhnen wohnt. »Wenn man trainiert ist, ist das durchaus machbar«, sagt der Bundestrainer der deutschen Freiwasserschwimmer, Stefan Lurz. »Es wird auch Phasen geben, in denen er sich einfach auf dem Rücken treiben lassen kann, er schwimmt ja nicht auf Zeit.« Dass Fath im Rhein auskühle, sei zur Zeit bei einer Wassertemperatur zwischen 20 und 22 Grad nicht zu befürchten. »Er scheint ein positiv verrückter Schwimmer zu sein«, so Lurz.
Fath ist nicht der einzige, der in diesem Sommer den Rhein bezwingen will: Der Schweizer Langstreckenschwimmer Ernst Bromeis startete Anfang Juli seinen zweiten Versuch, den Fluss zu durchqueren. Mittlerweile habe er mehr als 546 Kilometer hinter sich gebracht, berichtet sein Sprecher. Wegen extrem niedriger Wassertemperaturen musste Bromeis 2012 nach Basel aufgeben.
Fath will neben der sportlichen Herausforderung auch forschen. Gemeinsam mit Studenten will er täglich Wasserproben entnehmen, um sie auf Hormone, Drogen und Schwermetalle zu untersuchen. dpa
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