SPD-Linke Mattheis: Soziales Profil nicht abschwächen

Debatte um Kurs der Sozialdemokraten: Partei kann in Kernkompetenz Gerechtigkeit »weiterhin nicht ausreichend überzeugen« / Vorstand des Forums kommt diese Woche zusammen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Vorsitzende des SPD-linken Forums DL21, Hilde Mattheis, hat in der Debatte der Sozialdemokaten um den politischen Kurs davor gewarnt, wirtschaftspolitische Profilierung und soziale Gerechtigkeit gegeneinander zu stellen. »Wir dürfen das soziale Profil der SPD nicht abschwächen, sondern sollten vielmehr das wirtschaftliche Profil stärken, indem wir es noch mehr mit sozialen Aspekten verbinden«, erklärte Mattheis am Montag. In der Diskussion über den Ausweg der SPD aus dem 20-Prozent-Umfrageturm werde von anderen in der Partei angemahnt, »dass die SPD in den letzten Jahren zu stark auf Themen der sozialen Gerechtigkeit gesetzt und ihr wirtschaftspolitisches Profil vernachlässigt habe«. Richtig sei aber auch, so die Bundestagsabgeordnete, dass Analysen den Sozialdemokraten bescheinigten, in ihrer Kernkompetenz soziale Gerechtigkeit »weiterhin nicht ausreichend überzeugen« zu können. Mattheis verwies auf Studien, denen zufolge der SPD attestiert wurde, im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit »halbherzig« agiert zu haben und »dass die kulturelle Kluft zwischen SPD und einstiger Kernklientel, den 'einfachen Leuten', steige«.

»Die Schwerpunktsetzung auf unsere Kernkompetenz soziale Gerechtigkeit/ Verteilungsgerechtigkeit ist notwendig und richtig«, betonte Mattheis. Die Sozialdemokraten dürften »das soziale Profil der SPD nicht abschwächen, sondern sollten vielmehr das wirtschaftliche Profil stärken, indem wir es noch mehr mit sozialen Aspekten verbinden«. Die SPD brauche »keinen Kurswechsel hin zu einem liberalen wirtschaftspolitischen Profil«. Die DL21 wolle stattdessen »eine Debatte über eine zukünftige, linke Wirtschaftspolitik für Deutschland führen«. Ziel einer neuen Wirtschaftspolitik müsse ein Umdenken sein. »Gute Wirtschaftspolitik orientiert sich am Gemeinwohl, den Belangen der Menschen und ökologischen Gesichtspunkten. Gute Wirtschaftspolitik wird das Primat der Politik über die Wirtschaft stärken und die Demokratisierung in der Arbeitswelt vorantreiben«, so Mattheis.

Das SPD-linke Forum DL21 war nach mehreren Austritten prominenter Sozialdemokraten in schweres Fahrwasser geraten. Im Zentrum der internen Konflikte standen die Bewertung des großkoalitionären Mindestlohns sowie grundlegende Kursfragen der Parteilinken. Der Vorstand der DL21 kommt in dieser Woche zu einem Treffen zusammen. Anfang Oktober soll auf einer Mitgliederversammlung in Berlin insbesondere über die Herausforderungen, vor der die DL21, steht, debattiert werden. nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.