Eine Stunde »Wolkenbügeln« - 78 197 Euro

Teuer und dreckig: Deutsche Luftwaffe gibt Einblicke in die Umweltverträglichkeit der »Eurofighter«

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Ab 1. September wird die Deutsche Luftwaffe die Luftraumüberwachung in den baltischen NATO-Staaten übernehmen. Abgesehen vom politischen Preis wird das nicht billig.

Die baltischen NATO-Staaten haben keine Kampfjets im Bestand ihrer Streitkräfte. Also übernehmen Bündnispartner die Sicherung des Luftraumes und der NATO-Ostgrenze gegenüber Russland. Seit dem Beginn der sogenannten Ukrainekrise ist das bisherige Routineverfahren ein Unternehmen, das politisches Fingerspitzengefühl verlangt. Ab 1. September wird das von der Bundeswehr erwartet, die bereits jetzt Soldaten und Technik verlegt.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte der NATO sechs Jagdmaschinen, also eine im Vergleich zu früheren Einsätzen verstärkte Truppe gemeldet. Demnächst werden vier deutsche Jets nach Estland verlegt, zwei weitere stehen in Deutschland in einer sogenannten 96-Stunden-Bereitschaft. Die Maschinen stellt das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau. Es verfügt derzeit über 21 »Eurofighter«.

Im vergangenen Jahr hatte das Geschwader 3204 Flugstunden in den Büchern. Jede kostet 78 197 Euro. Die Summe nannte die Bundesregierung der bayerischen Bundestagsabgeordneten der Linkspartei Eva Bulling-Schröter. Sie erkundigt sich regelmäßig danach, was das in Bayern gelegene Geschwader mit den Steuergeldern »anstellt«.

2010 kostete eine Flugstunde noch 88 086 Euro, jetzt also fast 10 000 Euro weniger. Allerdings hat man bei der 2013er Summe die »kalkulatorische Kosten im Sinne einer Abschreibung über die gesamte Nutzungsdauer des Waffensystems« berücksichtigt.

Die Gesamtkosten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, dem 1126 Soldatinnen und Soldaten sowie 163 Zivilangestellte angehören, beliefen sich im Jahr 2013 auf rund 317 Millionen Euro. Für Bulling-Schröter sind »die hohen Kosten ein Irrsinn und durch nichts zu rechtfertigen«. Die umweltaktive Abgeordnete betont zudem, »Waffen bringen nicht nur Tod und Leiden, sie schaden auch Umwelt und Klima«.

Die Neuburger Jets verflogen im vergangenen Jahr 12 751 000 Liter Kerosin. Das sind 10 200 Tonnen. Laut durchschnittlichem Umrechnungsfaktor pro Kilogramm Flugkraftstoff wurden so rund 32 130 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Pro »Eurofighter«-Flugstunde rechnet die Luftwaffe elf Tonnen Kohlendioxidausstoß. Zum Vergleich: Ein Mittelklassewagen verdreckt die Umwelt bei einer Stunde Autobahnfahrt mit 19,5 Kilogramm Kohlendioxid. Theoretisch könnte man also bei einer Fahrleistung von 60 000 Kilometern fünf Jahre auf Autobahnen unterwegs sein. Anderes Beispiel: Wer in einem Airbus zweimal nach Los Angeles und zurück fliegt, bläst nicht mehr Schadstoffe in die Umwelt als ein »Eurofighter«-Pilot mit einer Stunde »Wolkenbügeln«.

Der »Eurofighter« wird in sechs Staaten geflogen. Über 400 sind ausgeliefert, Ende 2013 feierte das europäische Herstellerkonsortium 210 000 Gesamtflugstunden. Die Deutsche Luftwaffe hat über 100 im Bestand, 140 sollen es werden.

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