Ferguson im Fieber

Neue Straßenkämpfe in der US-Kleinstadt

  • Lesedauer: 2 Min.
Wieder verwandeln sich friedliche Proteste in Ferguson in Straßenkämpfe. Die Behörden scheinen überfordert; auch Journalisten geraten ins Visier. Die Kleinstadt kommt nicht zur Ruhe.

Ferguson. Nach dem erneuten Aufflammen von Protesten in Ferguson greift die Nationalgarde hart gegen Demonstranten durch. Mit Tränengas und Blendgranaten gingen die Soldaten in der Nacht zum Dienstag in der US-Kleinstadt gegen Randalierer vor. Mindestens 31 Menschen wurden festgenommen, von denen einige aus New York und Kalifornien in den US-Bundesstaat Missouri angereist waren.

Nach Angaben der Polizei wurden zwei Menschen von bewaffneten Demonstranten angeschossen. Auch Brandsätze seien geflogen. Präsident Barack Obama rief zur Ruhe auf. Die Unruhen wurden vor mehr als einer Woche durch den Tod des unbewaffneten schwarzen Teenagers Michael Brown ausgelöst, der von einem Polizisten erschossen wurde.

Bei ihrer Berichterstattung über die Proteste wurden drei deutsche Journalisten festgenommen. Lucas Hermsmeier von der »Bild«-Zeitung, Ansgar Graw von der »Welt« und Frank Herrmann, der unter anderem für die »Stuttgarter Zeitung« und den österreichischen »Standard« schreibt, kamen ins Gefängnis, wurden aber nach einigen Stunden wieder freigelassen. Auch der Fotograf Scott Olson von der Agentur Getty wurde am Montag in Ferguson festgenommen.

Graw, der wegen der Proteste nach Missouri geflogen war, gehe es gut, aber er sei über das Verhalten der Polizei schockiert, sagte eine »Welt«-Sprecherin. CNN zeigte Bilder eines Fotografen, der nach einem Tränengas-Einsatz verletzt am Boden lag. Zuvor waren Reporter der »Washington Post« und der »Huffington Post« festgenommen worden. Ein Kamerateam von Al Dschasira war nach eigenen Angaben mit Gummigeschossen und Tränengas angegriffen worden.

Die 90-jährige Holocaust-Überlebende Hedy Epstein wurde bei einer Blockade vor dem Büro des Gouverneurs Jay Nixon festgenommen, wie Lokalmedien berichteten. Ein US-Reporter veröffentlichte auf Twitter ein Bild von der Frau, nachdem sie von Polizisten abgeführt worden war. Gemeinsam mit sieben weiteren Demonstranten hatte sie vor dem Gebäude mit einer Menschenkette den Eingang blockiert.

Justizminister Eric Holder sollte an diesem Mittwoch nach Ferguson reisen, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Das Justizministerium und das FBI ermitteln, wie es zu Browns Tod kam. Obama betont das Recht auf friedliche Proteste und warnte: »Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismäßige Härte der Polizei.« Aber auch Angriffe auf die Polizei und Plünderungen seien nicht hinzunehmen.

Die Schulen in Ferguson wurden bis kommenden Montag geschlossen. Die Flugaufsicht FAA ließ den Luftraum über der Stadt für Flüge unterhalb von 900 Metern ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt sperren.

Bei den Randalierern handle es sich um eine »kleine Minderheit von Gesetzesbrechern«, sagte Ron Johnson von der Polizeitruppe Highway Patrol. dpa/nd

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