US-Polizei erschießt erneut Afroamerikaner
Vorfall in der Nähe von Ferguson / Dort demonstrieren Hunderte friedlich gegen Polizeigewalt
Berlin. In der Nähe der US-Kleinstadt Ferguson haben Polizisten erneut einen Afroamerikaner erschossen. Der 23-Jährige habe die Beamten mit einem Messer bedroht, sagte der Polizeichef von St. Louis, Sam Dotson vor Journalisten. Der Verdächtige habe sich unberechenbar verhalten und die Polizisten aufgefordert, ihn zu erschießen. Die genauen Umstände des Falles sind unklar. Derweil haben in Ferguson mehrere Hundert Menschen in der Nacht zum Mittwoch gegen die ihrer Ansicht nach brutale Behandlung von Schwarzen durch die Polizei protestiert. Sie skandierten »Hände hoch, nicht schießen!« Im Vergleich zum Montagabend blieb es aber zunächst ruhig.
Auf der Hauptstraße von Ferguson, die seit mehr als einer Woche Schauplatz von Protesten und wiederholten Unruhen geworden war, gingen die Demonstranten in der Nacht zum Mittwoch mehrere Stunden lang den Gehweg auf und ab. Die Polizei stand schwer bewaffnet und mit gepanzerten Fahrzeugen in Seitenstraßen bereit, hielt sich aber zunächst verdeckt und aus dem Blickfeld der Demonstranten. Ron Johnson, der verantwortliche Polizist der Polizei im Bundesstaat Missouri, sprach am Abend mit Demonstranten und Journalisten, und rief erneut zur Ruhe auf. »Feiglinge verstecken sich im Dunkeln«, sagte er mit Blick auf Unruhestifter, die sich in den vergangenen Tagen erst nachts auf der West Florissant Avenue blicken ließen. Auch Missouris Oberstaatsanwalt Chris Koster mischte sich unter die Menge.
Justizminister Eric Holder wird am Mittwoch in Ferguson erwartet, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Auch das Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln. Der Fall des getöteten Michael Brown soll am Mittwoch vor eine Geschworenenjury kommen. Die tödlichen Schüsse eines weißen Beamten auf den 18-jährigen unbewaffneten Afroamerikaner vor mehr als einer Woche hatten die Proteste ausgelöst.
In der Nacht zum Dienstag waren bei Protesten in der Stadt mindestens 31 Menschen festgenommen worden, von denen einige aus New York und Kalifornien in die Kleinstadt gereist waren. Auch drei deutsche Journalisten wurden vorübergehend inhaftiert. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Menschen von bewaffneten Demonstranten angeschossen. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.