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Vom Juntachef zum Premier
Prayuth Chan-ocha ist neuer Regierungschef in Thailand
Es weht ein frischer Wind durch Thailand. Die Polizei geht gegen Korruption und Verkehrssünder vor. Illegal an Stränden errichtete Restaurants werden abgerissen und mittlerweile sitzen selbst Führer der Thaksin-feindlichen Gelbhemden hinter Gittern. Frühere Seilschaften zählen nicht länger, seit Armeeführer Prayuth Chan-ocha im Mai mit einem Militärputsch die Macht an sich gerissen hat, um »aufzuräumen«. Demokratie nach westlichem Vorbild, so Prayuth, sei nichts für das Land. Es brauche eine starke Führung gegen Missbräuche, die unter der Käuflichkeit von Demokratie nur so gewuchert hätten.
Jetzt hat das von der Junta eingesetzte, handverlesene Parlament Prayuth ohne Gegenstimme zum 29. Regierungschef des putschfreudigen Königreichs ernannt. Erst im Herbst 2015 sollen Wahlen stattfinden.
Um weniger streng zu wirken, hat der 60-jährige Prayuth, an dessen Integrität wenige zweifeln, nun die Uniform abgelegt und zeigt sich im Anzug. Was wohl bleibt, sind die hohen Strafen für Kritik an der Militärregierung, die zahllose Regimegegner in den Untergrund und ins Exil trieben. Derzeit kann der Generalissimo schalten und walten, wie ihm beliebt. So winkte das Parlament diese Woche auch ein 81-Milliarden-Dollar-Jahresbudget durch, das große Militär- und Infrastrukturausgaben sowie eine Fortführung populistischer Programme vorsieht.
Im September tritt General Prayuth in den militärischen Ruhestand. Gerade rechtzeitig zum Regierungschef bestimmt, kündigt der Politiker Prayuth an, das Kriegsrecht in Kraft zu lassen, obwohl auf den Straßen Ruhe herrscht und Touristen ins Königreich zurückkehren. Doch mit dem Frieden könnte es bald schon wieder vorbei sein. Die Zukunft des Königshauses beschäftigt die Nation. König Bhumibol Adulyadej, 86, ist krank und schwach. Die Thronfolge könnte ein politisches Erdbeben auslösen. Hinter der Hand wird in Thailand gesagt, die neue Autokratie sei nichts anderes als der Versuch, das Land für den Tag X zu wappnen.
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