Regierung in Paris tritt zurück
Nach Kritik des Wirtschaftsministers an Präsident Hollande / Valls soll neues Kabinett bilden
Berlin. Die französische Regierung unter Premierminister Manuel Valls ist nach Kritik aus der Parteilinken am Sparkurs des Landes zurückgetreten. Zugleich beauftragte Präsident François Hollande am Montag in Paris den Sozialisten Valls mit der Bildung einer neuen Regierung. Die Zusammensetzung des künftigen Kabinetts soll laut Élyséepalast an diesem Dienstag bekanntgegeben werden.
Der zur Parteilinken gerechnete Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg hatte zuvor den Sparkurs von Präsident Hollande und Premierminister Valls heftig kritisiert. Aus dem Umkreis von Valls hieß es daraufhin, Montebourg habe eine Linie überschritten. Hollande forderte eine Regierung, die im Einklang mit den von ihm für das Land definierten Leitlinien stehe.
In der französischen Zeitung »Le Monde« hatte Montebourg einen Kurswechsel der Regierung gefordert. »Es gibt immer eine Alternative«, sagte der 51-Jährige. Politische Entscheidungen seien nicht starr. Aus seiner Sicht sollten Deutschland und Europa mehr Gewicht auf eine Wachstumspolitik legen. Von Präsident Hollande forderte Montebourg deswegen ein energischeres Auftreten gegenüber der deutschen Regierung. Vonseiten der Parteilinken innerhalb der regierenden Sozialisten hatte Montebourg Unterstützung für seine Position bekommen.
Auch der ebenfalls zur Parteilinken zählende Bildungsminister Benoît Hamon war seinem Kabinettskollegen am Wochenende zur Seite gesprungen. Beide Politiker gelten - wie auch Premier Valls - als mögliche Kandidaten der Sozialisten bei der nächsten Präsidentschaftswahl 2017. Der in Umfragen schwache Hollande hat bisher nicht bekanntgegeben, ob er erneut antreten will. Montebourg war bei der Vorauswahl der Sozialisten zur Präsidentenwahl 2012 unter anderem an Hollande gescheitert.
Die Bundesregierung wollte den Rücktritt der französischen Regierung nicht kommentieren. »Das ist eine innerfranzösische Angelegenheit«, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. »Das ist im Moment ein innerfranzösisches Problem.« Auf die Frage, ob es zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François Hollande Kontakt gegeben habe, sagte er nur, Merkel stehe mit Hollande in »ständigem Kontakt«. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.