Ein Rocker und ein neues Haus für die NPD

Bandidos-Mitglied könnte Bundesvorsitzender werden / Thüringer Partei kauft ein Immobilie in guter Lage

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Im sächsischen Wahlkampf gibt sich die NPD wahlweise bieder und heimattreu oder beinhart. Für Letzteres sorgt Sascha Roßmüller, Mitglied der Bandidos und vielleicht zukünftiger Bundesvorsitzender.

Sie habe bisher stets für Differenziertheit in der politischen Beurteilung plädiert «und davor gewarnt, die AfD einfach als eine ›NPD light‹ zu charakterisieren», sagt die sächsische Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz von der Linkspartei. Allerdings seien jüngste Äußerungen der AfD-Landeschefin Frauke Petry «sogar NPD pur». Zitat: «Die deutsche Politik hat eine Eigenverantwortung, das Überleben des eigenen Volkes, der eigenen Nation sicherzustellen.» Deshalb sei eine Verschärfung des Strafrechtsparagrafen 218 notwendig. Inhaltlich, so Köditz, liege Petry damit «auf einer Linie mit neonazistischen der ›Volkstod‹-Kampagne.

Demnächst könnte es allerdings eine Möglichkeit geben, die Hardcore-NPD von der softeren AfD besser zu unterscheiden. Angeblich soll der bisherige Vize-NPD-Chef Sascha Roßmüller eine Stufe hochrücken und das Amt des bisherigen NPD-Chefs Udo Pastörs übernehmen.

Einem Roßmüller hätte die »feine« AfD wenig entgegenzusetzen. Denn der ist ein echter Rocker. Als »Secretary« in Straubing (Bayern) gehört er zu den Anführern der Motorradgang Bandidos. Die gehört zu dem Härtesten, was auf diesem Gebiet zu finden ist. Immer wieder stößt man auf Verbindungen zwischen Bandidos und der sonstigen Organisierten Kriminalität. Auch ins rechtsterroristische Milieu werden Kontakte vermutet. Roßmüller gilt als ein erfahrener NPD-Funktionär, er hat sogar schon als parlamentarischer Mitarbeiter in der Dresdner NPD-Landtagsfraktion debütiert. Nun versucht er sich im sächsischen Wahlkampf als Entertainer. Auch bei der Abschlusskundgebung in Schneeberg - wo man unlängst mehrfach mit Fackeln Sturm lief gegen Asylbewerber - ist er als Redner nominiert. Da kann die AfD nicht mithalten.

Doch die NPD kann auch anders. Bieder und heimattreu gibt sie sich als »Volksunion« und »soziale Heimatpartei«. Beispielsweise im thüringischen Eisenach, das von einer LINKEN regiert wird. Ende vergangener Woche, mitten im Wahlkampf, musste die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf zur Kenntnis nehmen, dass die Neonazis in der Stadt nun ihr »Braunes Haus« haben. Die NPD hat über Jan Z., einen aus Hamburg stammenden NPDler, eine Immobilie gekauft: Katharinenstraße 147a. Wo einst die Stabsstelle eines Pizza-Lieferservice-Unternehmens war, verwaltet sich jetzt die NPD und schmiedet Kampfpläne. »Solche Objekte«, so weiß die Linksabgeordnete im Thüringer Landtag Katharina König, »dienen immer wieder als Ausgangsorte von gewalttätigen Übergriffen, rechten Veranstaltungen und Vernetzungstreffen«. Und mal wieder hat das Frühwarnsystem, das die Landesregierung den kommunalen Amtsträgern versprochen hat, versagt. Gute Nacht, Verfassungsschutz! Und das im NSU-Herkunftsland Thüringen.

Die NPD und andere einschlägige Vereinigungen haben bereits mehrfach Immobilien in Thüringen erworben. Das »Braune Haus« in Jena, in dem der im NSU-Verfahren als Terrorhelfer angeklagte Ralf Wohlleben noch als NPD-Funktionär residierte, gehört ebenso dazu wie das Rittergut Guthmannshausen, wo sich Rechtsaußen-Ideologen ungestört zu Strategieplaudereien treffen. Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (Mobit) zählt inzwischen zwölf Häuser im Freistaat, die die Neonaziszene legal nutzen kann.

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