Am Mittwoch geht´s los: Die Berlin Music Week wächst, das Berlin Festival schrumpft
Man müsste in einem Musical leben. Dann wäre immer Berlin Music Week und nicht nur einmal im Jahr. Aber so ist die Zeit auch 2014 begrenzt, vom 3. bis zum 7. September. Nur: Diesmal kann niemand der Musik entgehen.
Zumindest, wer sich in diesen Tagen zwischen Friedrichshain und Kreuzberg bewegt. Denn das größte Musikfestival der Stadt breitet sich aus. Das neue Element »First we take the Streets« zieht einen Korridor zwischen der Konferenz im Postbahnhof und den Konzertläden, die hauptsächlich in Kreuzberg liegen. Entlang der East Side Gallery platzieren die Veranstalter zwar keine Bühnen, aber Matten als Ersatz. Das ist mehr, als sie sonst oft bekommen: die echten Newcomer der Szene, ohne Plattenvertrag, ohne Manager. Für die Straßenmusiker, die sowieso allwetterlich auf der Oberbaumbrücke stehen, wird wohl kein Platz bleiben – dafür wird die ganze Stadt zum Publikum. Zusätzlich zu den 30.000 , die die Veranstalter auch dieses Jahr wieder erwarten.
Locations, Künstler, Themenabende? Wo steigt die beste Party, wann das verrückteste Konzert, was bietet die Berlin Music Week? Nur auf den ersten Blick ist es schwierig, die Berlin Music Week zu überblicken. Wir helfen dabei.
Tickets
Noch gibt es sie, die Tickets für die gesamte Berlin Music Week inklusive Konferenz. Die Preise hierfür schwanken stark: Am günstigsten ist das Ticket für Studenten für 30 Euro – der „Studenten-Pass“ - der das Showcase-Festival „First We Take Berlin“, die „VUT Indie Days“, den „New Music Award“, sowie die Konferenz „WORD!“ beinhaltet.
Am interessantesten dürften für die meisten sicher die Shows und Konzerte des „First We Take Berlin“ sein. Tickets hierfür gibt es an der Abendkasse der Arena Berlin (Donnerstag von 14 – 23 Uhr, Freitag von 14 – 22 Uhr) und Online für 22 Euro.
Das Ticket ermöglicht den kompletten Zugang zu „First We Take Berlin“. Aus Platzgründen aber ist der Einlass zu den jeweiligen Shows begrenzt. First come, first serve, lautet hier das Motto. Tickets für das Berlin Festival, von Freitag – Sonntag, gibt es an allen üblichen Vorverkaufsstellen, sowie im Netz für 79 Euro. Auch Tagestickets für nur Samstag, oder Sonntag gibt es dieses Jahr. Preis hierfür ist jeweils 44 Euro.
Hier können Sie Tickets für das Berlin Festival Tickets kaufen. Hier gibt es die App.
Wann, wie, wohin: Das Line-Up
Das Programm der Berlin Music Week und des Berlin Festivals findet ihr online, beide auch zum Download. Noch einfacher geht es mit der eigenen App für die Musikwoche. NEU ist dieses Jahr die Location für das Berlin Festival: Das Festival ist umgezogen, hat das Tempelhofer Feld hinter sich gelassen und findet nun auf dem Arena Park Gelände statt, rund um das Badeschiff in Kreuzberg. Die „WORD!“-Konferenz startet am Donnerstagmorgen um 10.00 im Großen Fritzclub am Postbahnhof.
Der Programmpunkt „First We Take The Streets“ findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. Rund um den Postbahnhof, der East Side Gallery und der O2 World Spree Bar spielen am Donnerstag und Freitag zwischen 15.00 und 20.00 Uhr kostenlos Straßenmusiker. Von Singer-Songwriter, Beatboxern, Blaskapellen und dem Berliner Kneipenchor ist alles dabei. Die Veranstaltungen von „First We Take Berlin“ spielen sich alle rund um die Skalitzer Straße, das Schlesische Tor und die Revaler Straße ab. Es gibt ein kostenloses Festivalshuttle, das zwischen 18.00 – 01.00 Uhr alle 20 Minuten zwischen Postbahnhof, Schesisches Tor, Arena Berlin und Mühlenstraße pendelt, sowie das O2 World Spreetransfer, das am Donnerstag und Freitag, zwischen 18.00 – 24.00 zwischen O2 World Spreebar und Fluxbau pendelt.
Die Berlin Music Week im Netz
Falls ihr selbst nicht dabei sein könnt, noch einmal nachlesen wollt, euch über Twitter-Trends informieren, oder mehr Hintergrundinformationen benötigt, findet ihr im Netz jede Menge Infos. Auf Facebook, Twitter, Instagram und Tumblr kann man der Music Week und dem Festival folgen. Auf Twitter und Facebook findet ihr Infos unter #bmw14 #fwtb #berlinfestival und @berlinmusicweek @berlinfestival. Den Machern der Music Week könnt ihr auf ihrem Tumblr-Blog folgen.
Uns findet ihr auf Twitter unter @odergrau und @texterhase, sowie mit dem Hashtag #giginberlin
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Zwei ungleiche Schwestern
Die Music Week ist mit ihren fünf Jahren ziemlich erwachsen geworden: Das Konferenzprogramm ist noch mal gewachsen, eine Menge Startups sind dabei, die Verbindung zur Industrie ist stärker geworden. Trotzdem fühlt sich das nicht wie Ausverkauf an. Auch, weil die »Word!«-Konferenz mit einem Hack Day Kunstschaffenden gleich die Mittel in die Hand gibt, sich ohne Major-Verbündete zu organisieren. Dabei wird der Musik-Hack mit den Zeitschriften Musikexpress und Rolling Stone ausgerechnet vom Axel Springer Mediahouse präsentiert. Das ist wohl die hübsche Seite der digital-Medaille: dass beide vom CD-Kaufschwund betroffen sind, unabhängige wie große Medienmacher – eine Annäherung nicht mal Widerwillen. Musik ist Politik, weil es um Geld geht und Lebenswelten. Die »Word!« räumt dafür Platz ein.
Die Musikwoche und ihr Partner, das Berlin Festival, sind zwei ungleiche Schwestern. Fast doppelt so alt ist das Berlin Festival – schon die neunte Ausgabe ist es dieses Jahr. Aber während die Music Week expandiert, schrumpft sich das Festival gesund. Zumindest stellen das seine Macher so dar in den wenigen Statements, die sie überhaupt abgeben. Statt auf dem Tempelhofer Feld ist der Besuchermagnet jetzt in der Treptow Arena untergekommen. Klarer Vorteil: Die Festivals rücken zusammen und liegen jetzt beide im Partydorf Kreuzberg-Friedrichshain. Immerhin passen auf den ehemaligen Flughafen auch 60.000 Menschen – die jährliche Sause hatte aber nur etwa 20.000 angezogen.
Schrumpfung ist nicht schön
Manchmal ist weniger aber einfach nur weniger. Nicht nur die Weiten des Tempelhofer Feldes vermisst man in diesem Jahr. Auch das Line-Up lässt langjährige Festivalbesucher mit fragenden Augen zurück. Blur, Pet Shop Boys, Björk – mit den Headlinern im letzten Jahr hat der Veranstalter Melt Booking dem Festival ein Denkmal gesetzt. Es war klar, dass man das schlecht überbieten kann. Aber für Sven Väth und Moderat kommen vielleicht Technonauten aus der deutschen Provinz (für Berliner: alles außerhalb der Ringbahn) angereist – eingeborene und zugezogene Stadtkinder locken solche Heimspieler nicht aus der Kiezkneipe.
Zwar wirbt das Festival immer noch mit der besten neuen Musik »von Elektro bis HipHop«. Tatsächlich sind es (fast nur) Elektro und Hiphop – Neneh Cherry und die Editors sind seltene Ausreißer. Djs, Djs, und noch mal Djs spielen in diesem Jahr – das passt vielleicht zu Berlin. Für den Veranstalter heißt das vor allem weniger Aufwand. Ein einzelner Schallplattenrocker kostet weniger als eine fünfköpfige Band, bringt weniger Equipment mit und spielt auch mal vier Stunden am Stück. So lassen sich die Lücken füllen, die sich wenige Tage vor dem Start immer noch im Spielplan finden – versteckt hinter dem Label »Die üblichen Verdächtigen«, was einfach das unschöne »tba« bedeutet: to be announced/wird bekannt gegeben. Zusammengenommen lassen die Schrumpfung von Ort und Bandnamen nichts Gutes für die Finanzen der Veranstalter vermuten.
Wunderland vs. Ballermann
Die echten Helden sind in diesem Jahr die Künstler, die die Showcases von »First we take Berlin« bespielen. Wie immer haben Labels und Medienmacher mit viel Liebe ihre Abende zusammengestellt: mit French Connections, deutsch-afrikanischen Kollaborationen und einer »Great Escape« ins Schwesterfestival aus Brighton, das London gerade den Rang als Hipsterhort abläuft. Dabei sind Musiker, die sich auch ohne Major-Vertrag schon lange im Business halten. Und die, die sich gerade erst daran machen, und scheinbar immer jünger werden: wie die Rapper Sierra Kid aus Emden und Bishop Nehru aus New York, beide 16 und klingen, als wären sie mit Dr. Dre zur Schule gegangen. Oder Blaenavon aus London, die erst 17 aber so gar nicht schülerbandmäßig auftreten.
Auch beim Popkomm-Nachfolger Music Week stehen Veränderungen an. Es ist das letzte Mal, dass die Landesgesellschaft Kulturprojekte Berlin die Organisation übernommen hat. Ab nächstem Jahr liegt alles in den Händen des Music Board Berlin. Wieso, und was das heißt, dazu wollte auch das sich nicht äußern. Und so fragt man sich schon, bevor es überhaupt losgegangen ist: Wie wird es weitergehen mit den beiden Schwesterfestivals? Verschmelzen sie zu einem Mega-Ballermann des Techno? Die Gegend zwischen Skalitzer und Warschauerstraße sieht in Sommernächten schließlich jetzt schon so aus. Oder werden sie zu einem Wunderland aus Sound und schönen Menschen, ein eigenes, kakophones Musical?
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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