Maduros Weichenstellungen
Martin Ling über die »neue Etappe der bolivarischen Revolution«
Selbst ohne Wirtschaftskrise wäre es ein schwerer Job: die Nachfolge von Hugo Chávez, dem über ein Jahrzehnt die Geschicke Venezuelas prägenden Präsidenten. Seit der von Chávez erwählte und von der Bevölkerung knapp gewählte Nicolás Maduro 2013 die Amtsgeschäfte übernommen hat, steht er unter Druck. Auch wenn die von der Opposition geschürten Revolten vorerst passé sind, aufatmen kann Maduro nicht. Denn das seit Jahren andauernde Kernproblem ist die extrem erdölabhängige Wirtschaft, die nun auch noch im Sinkflug begriffen ist. Die Ölabhängigkeit hat Maduro von Chávez geerbt, alle Absichten, die Wirtschaft auf ein breiteres Fundament zu stellen, sind bisher mehr oder weniger kläglich gescheitert - auch schon vor der Chávez-Ära.
Mit fünf Initiativen will Maduro nun eine »neue Etappe der bolivarischen Revolution« einleiten. Auf dem Papier liest sich das nicht schlecht, zumal die wirtschaftliche Revolution ganz oben steht. Mit viel konkretem Inhalt ist diese bisher aber nicht unterfüttert. Der Kampf gegen Schmuggel ist fraglos wichtig, doch der Schmuggel ist nur ein Symptom für fehlgeleitete Preisanreize. Ein Liter Benzin kostet - kein Witz - etwa ein Eurocent. Solange die Preise in Venezuela so krass verzerrt sind, wird eine produktive Revolution ausbleiben. Von einem Konzept, das sich stufenweise, ohne Preisschocks, in Richtung der Marktpreise bewegt, ist noch nichts zu sehen. Das muss sich ändern.
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