Bundesärztekammer fordert mehr Geld für Krankenhäuser

Jeder zweite Arzt klagt über zu wenig Zeit für Patienten

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»Die Unterversorgung von Patienten und die Ausbeutung der Beschäftigten in den Krankenhäusern müssen umgehend beendet werden«. In ein er Resolution fordert die Bundesärztekammer mehr Geld für Krankenhäuser.

Berlin. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die Bundesärztekammer und der Deutsche Pflegerat haben in einer gemeinsamen Resolution mehr Geld für Kliniken gefordert. Dies sei ein »Not- und Weckruf« an die Politik, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, am Donnerstag in Berlin. Die Ansprüche an die medizinische Leistungsfähigkeit in den Kliniken, die Qualität und die Patientensicherheit nähmen zu, aber immer mehr Krankenhäuser könnten ihre laufenden Kosten nicht decken.

Seit 2007 sei eine Personalkostenlücke von 3,5 Milliarden Euro entstanden. »Sie zwingt zu ständiger Rationalisierung und auf Kante genähtem Personaleinsatz«, sagte Baum. Aber auch im Bereich der Investitionen, etwa im IT-Bereich der Kliniken oder bei der medizinisch-technischen Ausrüstung, klafften erhebliche Lücken. So bräuchten die Krankenhäuser rund sechs Milliarden Euro jährlich, die Bundesländer würden jedoch nur 2,7 Milliarden Euro zahlen.

Laut dem Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sind viele der 1,1 Millionen Krankenhaus-Mitarbeiter unzufrieden. »Arbeitsverdichtung, Zeitmangel und Leistungsdruck prägen den Arbeitsplatz«, sagte er. So gebe jeder zweite Arzt an, dass die Ausbildung auf den Stationen zu kurz komme und zu wenig Zeit für die Patienten bleibe. Es sei gut, dass die Regierungspartner mit der im Koalitionsvertrag angekündigten Krankenhausreform ernst machen wolle. Allerdings sei es mit einem »Reförmchen« nicht getan.

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe unterstützte die Resolution. »Die Unterversorgung von Patienten und die Ausbeutung der Beschäftigten in den Krankenhäusern müssen umgehend beendet werden«, forderte Bundesgeschäftsführer Franz Wagner.

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Karl Lauterbach, forderte indes 500 Millionen Euro zusätzlich für die Krankenhausreform. Für den Umbau der Krankenhaus-Landschaft sei ein »Umstrukturierungsfonds von 500 Millionen Euro jährlich notwendig«, sagte Lauterbach der in Düsseldorf erscheinenden »Rheinischen Post«. Das Geld solle beispielsweise eingesetzt werden, wenn Kliniken schließen und dafür mehr ambulante Angebote aufgebaut werden müssen.

Grundsätzlich sollen Kliniken Lauterbach zufolge künftig stärker nach Qualität bezahlt werden. »Wir werden die Bedarfsplanung der Krankenhäuser und die Bezahlung ihrer Leistungen so verändern, dass die Qualität künftig die entscheidende Rolle spielt«, sagte der SPD-Gesundheitsexperte.

CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn kritisierte den Ruf nach mehr finanziellen Mitteln als zu einseitig. »Wir müssen an die Strukturen ran«, sagte er. »Am Ende muss klar sein, auf welcher Grundlage die Häuser in den kommenden Jahren planen können.« Da spiele die finanzielle Ausstattung auch eine Rolle, aber nur in Verbindung mit klaren Qualitätsanforderungen. epd/nd

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