Sie sollte schön sein und den Mund halten

Das Enthüllungsbuch der Ex-Lebensgefährtin des französischen Staatspräsidenten rechnet mit Hollande ab

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.

Das von der Klatschpresse als Enthüllungspamphlet gefeierte Buch der »Danke für diese Zeit« (Merci pour ce moment) von Valérie Trierweiler, der Ex-Lebensgefährtin des französischen Präsidenten, kommt Hollande sehr ungelegen, dem Umfragen zufolge nur noch 17 Prozent der Franzosen vertrauen, während er 2012 von 52 Prozent der Wähler ins Elysée geschickt wurde. Bereits am Mittwoch hat das Magazin »Paris Match« Ausschnitte veröffentlicht, nach denen die heute 49-jährige Journalistin im Januar erst aus der Presse von Hollandes heimlicher Affäre mit der Schauspielerin Julie Gayet erfuhr. Worauf sie zusammenbrach und versucht haben soll, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. François Hollande sorgte dafür, dass sie ins Krankenhaus kam - offiziell »aufgrund akuter Erschöpfung«. Als zweiten Tiefschlag empfand die Verstoßene zwei Wochen später die nüchterne offizielle Trennungsmeldung, die Hollande der Nachrichtenagentur AFP diktiert hat.

In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie und Hollande sich verlieben, als sie für die Zeitung »Le Figaro« und das Magazin »Paris-Match« die Sozialistische Partei und ihren seinerzeitigen Vorsitzenden auf vielen Reisen begleitet hat. Da war Hollande noch mit der sozialistischen Politikerin Ségolène Royal liiert, der Mutter seiner vier Kinder. Valérie Trierweiler schreibt über die zunehmende Entfremdung während des Präsidentschaftswahlkampfs und später im Elysée-Palast, wo sie sich als »fremd am Platz« behandelt fühlte. Hollande habe sie oft zynisch behandelt und ihr klar gemacht, dass ihre Aufgabe allein darin bestehe, schön zu sein und den Mund zu halten.

»Öffentlich sagt er, dass er die Reichen nicht mag, aber in Wirklichkeit verachtet er die Armen«, schreibt Valérie Trierweiler. »Er, der Präsident der Linken, spricht von ihnen als den ›Zahnlosen Tigern‹ und findet sich dabei noch witzig.« Nichts sei für ihn so wichtig wie das Bild, das er in den Medien und später einmal in der Geschichte einnimmt. Dazu sei er sogar bereit, sich mit Leuten zu treffen und anzubiedern, die ihn in der Presse in übelster Weise abqualifiziert haben.

Valérie Trierweiler, die jetzt wieder für »Paris Match« arbeitet, schrieb das 320 Seiten lange Buch dem Magazin zufolge unter »größter Geheimhaltung«. Medienberichten zufolge wurde die Startauflage von 200 000 Exemplaren in Deutschland gedruckt, damit nichts vom Inhalt im Voraus bekannt wird.

Aus dem Elysée-Palast, wo man offensichtlich überrascht wurde, gibt es bislang keine Reaktion. Die ist auch kaum zu erwarten. Auch die meisten Kommentare behandeln das Buch als das, was es vor allem ist - die Rache einer unter unschönen Bedingungen fallengelassenen Frau. Allerdings füge es dem Charakterbild des Präsidenten einige wenig schmeichelhafte Striche hinzu. Nicht zuletzt wirft die Affäre um das Buch das Problem auf, dass die Rolle der Frau - oder Lebensgefährtin - des Staatsoberhaupts rechtlich völlig offen ist und endlich geklärt werden sollte. Die meisten Kommentatoren sind der Meinung, dass Valérie Trierweiler nichts im Elysée und auf offiziellen Empfängen oder Reisen zu suchen hatte.

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