Eine Mauer für die Ukraine

Baubeginn für Grenzanlagen / Russland kündigt »adäquate Antwort« auf NATO-Vormarsch an

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Der ukrainische Waffenstillstand weckt in Moskau und Kiew Zufriedenheit. Die EU in Brüssel weiß nicht recht.

Mit Arbeiten zum Bau einer Grenzbefestigung zu Russland unter der offiziellen Bezeichnung »Stena« (Mauer) begann am Mittwoch die Ukraine. Grafiken umfangreicher Befestigungsanlagen verbreitete das Pressezentrum der »Anti-Terror-Operation«.

Den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko gab RIA/Nowosti mit seiner Ankündigung auf einer Kabinettsitzung wieder, dass Kiew im Bedarfsfall ein mächtiges Befestigungswerk nach dem Vorbild der Mannerheim-Linie bauen werde. Die wurde von Finnland in den 1920er Jahren an der Grenze zur Sowjetunion errichtet.

Auch Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte Aufrüstung an. Er sprach in Moskau von einer »adäquaten Antwort« auf die von der NATO beschlossene Truppenverstärkung in Osteuropa. »Wegen dieser neuen Bedrohungen ist Russland gezwungen, seine Sicherheit zu erhöhen«, sagte er laut Interfax. Russland wolle kein Wettrüsten, werde aber angesichts der Militarisierung des Weltraums und von US-Stützpunkten »direkt an unserer Grenze« zu einer Reaktion genötigt. Erfolgreich getestet wurde eine Interkontinentalrakete »Bulawa«, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden kann.

Die Lage in der Ostukraine wurde als insgesamt ruhig bezeichnet. Am Vorabend hatten sich Poroschenko und Putin in einem Telefonat zufrieden über die Waffenruhe geäußert. Der Austausch von Gefangenen sollte fortgesetzt werden. Seit Beginn der Waffenruhe seien »70 Prozent« der russischen Soldaten aus der Unruheregion abgezogen worden, teilte Präsident Poroschenko mit. Moskau bestreitet den Einsatz regulärer Militärs.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO befürchtet in der Ukraine eine ernsthafte Gesundheitskrise. Im ganzen Land seien die Impfstoffe zur Neige gegangen und auch bei anderen Medikamenten herrsche akuter Mangel, hieß es in Genf. Es drohe ein massiver Ausbruch von Krankheiten wie der Kinderlähmung.

In Brüssel berieten die Botschafter der 28 EU-Staaten über die Anwendung neuer Sanktionen gegen Russland. Sie wollten entscheiden, ob die Montag beschlossenen Maßnahmen gegen Moskau nun in Kraft treten oder ob sie weiter aufgeschoben werden. Bis zum Abend wurde keine Entscheidung bekannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich für eine sofortige Anwendung aus. CDU-Europapolitiker Elmar Brok, der in der Kiewer Umsturzphase als Redner auf dem Maidan hervortrat, machte wieder scharf: Die EU mache sich »zum Gespött in Moskau«.

Ein Gesetzentwurf über den »zeitweiligen Sonderstatus einiger Bezirke der Donezker und Lugansker Gebiete« soll kommenden Mittwoch vorgelegt werden. Sie sollten aber laut Präsident Poroschenko weiterhin »fest« zur Ukraine gehörten. Die Separatisten wiesen genau dies zurück. »Wir wollen nicht Teil der Ukraine bleiben«, sagte der stellvertretende Ministerpräsident der »Volksrepublik Donezk«, Andrej Purgin. Mit Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.