Hoffnungsschimmer für Detroit
Im Insolvenzverfahren zeichnet sich eine Einigung mit einem Hauptgläubiger ab
Aufatmen kann Detroit noch nicht, aber zumindest wieder hoffen. Im Streit um die größte Städtepleite in der Geschichte der USA zeichnet sich überraschend eine Einigung mit dem Großgläubiger Syncora ab. Insolvenzrichter Steven Rhodes ließ das Verfahren zur Prüfung von Detroits Sanierungsplan bis zum kommenden Montag unterbrechen, um der Stadt Zeit zu geben, sich mit dem Anleiheversicherer zu einigen. Syncora hatte bisher Seite an Seite mit dem zweiten Hauptgläubiger Financial Guaranty Insurance Co. gegen die Restrukturierungspläne der bankrotten US-Metropole gekämpft.
Detroits Sanierungsplan, der seit vergangener Woche vor Gericht verhandelt wird, sieht vor, den Schuldenberg von insgesamt rund 18 Milliarden Dollar (13,9 Milliarden Euro) um sieben Milliarden Dollar zu verringern. Zugleich sollen im Zeitraum von zehn Jahren 1,4 Milliarden Dollar zur Verbesserung der Dienstleistungen und Infrastruktur der Stadt investiert werden. Die beiden Versicherungsunternehmen kritisierten vor allem, dass die insolvenzbedingten Kürzungen der Pensionen von etwa 30 000 städtischen Bediensteten wesentlich geringer seien als die Einschnitte bei den Anleihen. Außerdem forderten sie den Verkauf der Bestände des »Detroit Institute of Arts«. Die Stadt will die über 66 000 Gemälde und Skulpturen allerdings einer wohltätigen Treuhandgesellschaft überschreiben, um die Versteigerung zu verhindern.
Der Bruch der Gläubigerallianz eröffnet Detroit nun die Chance, schneller und glimpflicher als erwartet aus dem Insolvenzverfahren herauszukommen. Bill Nowling, Sprecher des Notfallmanager von Detroit Kevyn D. Orr, gibt sich optimistisch: »Alles, was unsere Zeit vor Gericht verkürzt und die Anzahl unserer Gegner reduziert, ist gut für die Stadt« sagte er am Dienstag der »New York Times«. »Wir geben Syncora nicht einfach irgendwas, sie werden investieren müssen.«
Syncora lenkte der »Detroit Free Press« zufolge ein, nachdem die Stadt ihr vom Unternehmen als viel zu niedrig kritisiertes Abfindungsangebot aufgebessert hatte. Geplant ist demnach nun ein Paket, das Syncora 26 Cents pro Dollar statt ursprünglich 10 Cents sichert. Die vorläufige Einigung sieht vor, dass das Unternehmen eine Verlängerung seiner Anteile am De- troit-Windsor-Tunnel bis 2040 und den daraus entstehenden Mauteinnahmen erhält. Unter der Bedingung, 13,5 Millionen Dollar in die Instandhaltung zu investieren, bietet Detroit Syncora zudem die Pachtrechte und den Großteil der Einnahmen aus einem Parkhaus im Zentrum der Stadt an. Darüber hinaus erhält der Anleiheversicherer das Vorkaufrecht und einen »Gutschein« über sechs Millionen Dollar für verschiedene öffentliche Grundstücke in bester Lage.
Ob es zu einer Einigung kommt, hängt jedoch nicht ausschließlich von den beiden Streitparteien ab. Zum Hindernis für das Abkommen könnten die zwei US-amerikanischen Banken UBS und Bank of America werden. Da es ihre Anleihen sind, die Syncora versichert, müssen sie dem Angebot Detroits bis Freitag zustimmen. Ungewiss bleibt vorerst auch, wie sich der verbleibende Gläubiger Financial Guaranty Insurance Co. nun verhalten wird. Mit seiner Blockadehaltung gegen den Sanierungsplan steht der Versicherer nun vorerst alleine da. Gegenüber der »Detroit Free Press« zeigte sich das Unternehmen jedoch wenig einsichtig: »Wir waren und sind bereit für Verhandlungen mit der Stadt. Dieser neue Deal bekräftigt aber unsere Einschätzung, dass Detroit reichlich Ressourcen mit wachsendem Wert besitzt, die man unter den Gläubigern aufteilen sollte.«
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