Die ersten blauen Tomaten sind da

Die Gartenkolumne

  • Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
  • Lesedauer: 3 Min.

Na endlich: Das erste Himmelblau im Doppelpack grüßte Anfang September an einem Sonnenmorgen majestätisch aus drei Metern Höhe. Auch wenn jeder der kaiserlichen Blüten nur ein Tag strahlendes Dasein vergönnt ist, öffnen sich doch unablässig neue. Eine andere Ipomea hat sich noch dazwischengeschummelt, schickt ihr leuchtendes Rosa zwischen das Blau, und die Gärtnerin erfreut sich an dieser floralen Eigenmächtigkeit …

Großes Vergnügen hat sie auch an ihrer ersten blauen Tomate. So heißt das Fruchtgemüse, das sie im sonnigen Bulgarien in den 80er Jahren kennenlernte. Es ist ein Nachtschattengewächs wie Tomaten und Kartoffeln. Bei uns gibt es die Aubergine erst seit gut zwei Jahrzehnten. Die kalorienarmen und nährstoffreichen Eierfrüchte sind hierzulande in Tiefviolett bis Schwarz bekannt; ihrer weißen Variante soll sie diese Bezeichnung zu verdanken haben.

Die Auberginen werden schon seit Jahrtausenden in China kultiviert und zusammen mit Indien haben sie dort ihr Hauptanbaugebiet. Von hühnereigroß bis kiloschwer, von weiß, gelb, grün, purpurrot, violett bis schwarz und gestreift reicht die Farbpalette der verschiedenen Sorten.

Manche soll auch roh genussfähig sein, aber die meisten sind wegen des Solanin und der Bitterstoffe erst gegart gesund und schmackhaft. Oft wird empfohlen, die Früchte aufzuschneiden, die Schnittfläche zu salzen und nach 20 Minuten das entzogene Wasser abzustreifen. Das macht für mich wenig Sinn, wenn wir so einfach Nährstoffe und Vitamine gedankenlos wegschütten, die die Natur für uns wachsen lassen hat.

Sinnvoll ist es, die Auberginen einfach mit Kartoffeln, Paprika und Tomaten aus ihrer Nachtschattenverwandtschaft und Zucchini zu kombinieren, mit Zwiebeln und Knoblauch sowieso, das Gemüseallerlei nach Geschmack zu würzen und mit frischen Kräutern zu servieren. Das ergibt eine köstliche Mahlzeit, die an warmen Tagen auch kalt mundet. Überhaupt ist der Fantasie bei der Zubereitung nur eine Grenze gesetzt: der eigene Geschmack.

Meine Auberginenpflanze gehört zu den ganz großen, sie ist schon über 1,70 Meter, hat beeindruckend große Blätter und genießt einen sonnigen Platz auf der Terrasse, obwohl sie laut Empfehlung unbedingt einen Patz im Gewächshaus braucht. Ihre Früchte sind weniger keulenförmig als schwungvoll.

Auch der Paprika gedeiht neben ihr ziemlich gut. Und die Tomaten haben es in diesem Jahr ebenso zu einer sehr guten Ernte gebracht, fast ohne Braunfäule, obwohl auch kein Dach überm Kopf.

Apropos Dach - vielleicht hebe ich die blaue Tomatenpflanze über Winter frostfrei auf. Sie soll ja eine mehrjährige Floradame sein, die aber meist nur einjährig gezogen wird. Mal sehen, was dieses Experiment bringt wird.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.