Schwerer Weg zum Ziel
Wenn die Körper der »Schmetterlinge« streiken
Bei Deutschlands Volleyball-Männern lief auf dem Weg zur ersten WM-Medaille seit 44 Jahren alles rund. Bei den Auslosungen für Runde eins und drei hatten sie das nötige Glück, durften als einziges Team drei Wochen im Finalort Katowice spielen und kein Topspieler verletzte sich ernsthaft. Die Volleyballerinnen wollen das mit der Medaille - für sie wäre es die erste in der Geschichte überhaupt - nun in Italien gern nachmachen. Auch sie hatten bei der Auslosung Fortune. Allerdings streiken die Körper der »Schmetterlinge«.
Am Donnerstag sicherten sie sich in Rom mit dem 3:0 gegen Tunesien zwar vorzeitig den Einzug in die zweite Runde, verlor aber Stammspielerin Stefanie Karg. Die Mittelblockerin war bei der Landung nach einer Aktion am Netz böse umgeknickt. Ein MRT sollte am Freitag Gewissheit über die Schwere der Knöchelverletzung bringen. »Natürlich wiegt der Ausfall von Steffi schwer, aber es hilft uns jetzt nicht, wenn wir uns darüber den Kopf zerbrechen. Wir wollen die Spiele am Wochenende gewinnen und werden auch alles dafür geben« sagte Bundestrainer Giovanni Guidetti mit Blick auf die vorentscheidenden Spiele gegen Gastgeber Italien und Kroatien.
Die Ergebnisse gegen beide Teams werden wie das 2:3 gegen die Dominikanische Republik in Runde zwei mitgenommen. Zumindest ein Sieg ist Pflicht, um sich den Medaillentraum zu erhalten. Das deutsche Team hat für die zweite Blockposition neben Christiane Fürst in Jennifer Pettke (25) und Wiebke Silge (18) nur Neulinge im Aufgebot. Zudem ist Spielführerin Margareta Kozuch, die das Team im letzten Jahr zu Silber bei der Heim-EM geführt hatte, längst nicht in Topform.
Kozuch sieht nach jedem Spiel ungewohnt erschöpft aus. Die 27-jährige Hauptangreiferin hatte sich im Sommer auf einem Rucksackurlaub in Asien einen Virus eingehandelt und mehrere Kilogramm Gewicht verloren. »Es hat vor dem Urlaub begonnen, ich hatte schon in der Europaliga Fieber. Danach bin ich in den Urlaub gefahren, mein Körper hat sich fallen gelassen und da ist man anfälliger für alles.« Ihr Immunsystem sei geschwächt, kurz vor der WM musste sie sich einer Kieferbehandlung unterziehen: »Das hat sich über die Jahre angesammelt. Man steht halt zwölf Monate im Jahr unter Strom und irgendwann holt sich der Körper seine Pausen.«
Sie fühle sich wieder gut, sagt Kozuch tapfer. Sie weiß, dass sie bei der WM nicht nur auf dem Feld gebraucht wird, sondern auch als Ansprechpartnerin für die unerfahrenen Spielerinnen. »Die Stimmung an einem sehr, sehr guten Punkt.« Wenn es das Team tatsächlich in die Finalspiele schafft, müssen 13 Spiele in 20 Tagen bewältigt werden - eine unglaubliche Belastung für die Körper in einem Sport, in dem ständig gesprungen und hart gelandet wird. Kozuch glaubt, dass sie die Strapazen erfolgreich durchstehen kann: »So eine Medaille ist etwas sehr, sehr Besonderes. Speziell, wenn es noch nie passiert ist. Wir können Geschichte schreiben.« Wenn denn die Körper mitspielen.
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