Ex-Gesundheitsminister Bahr wird Allianz-Vorstand

Bahr hatte sich im Amt für die private Krankenversicherung stark gemacht - jetzt managt er eine, gab das Unternehmen bekannt

  • Lesedauer: 2 Min.
Politische Entscheidungen zu beeinflussen sei nicht seine Aufgabe im Unternehmen, so Bahr - den »Pflege-Bahr«, der für die privaten Krankenversicherer interessant ist, hatte er bereits als Minister eingeführt.

München. Der ehemalige Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat einen neuen Job: Ab November wird er als Manager für die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) tätig sein, wie der Mutterkonzern Allianz am Montag in München mitteilte. Nach einer Einarbeitungszeit solle Bahr auch in den Vorstand der Allianz-Tochter berufen werden. Als »ausgewiesener Gesundheitsexperte« werde Bahr die APKV unternehmerisch voranbringen, erklärte Allianz-Vorstand Markus Rieß.

Bahr war von 2005 bis 2009 gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, als Gesundheitsminister entwickelte er den sogenannten Pflege-Bahr. Das ist eine private Zusatzversicherung für die Pflege, die auch von der Allianz angeboten wird. Der 37-Jährige, der zurzeit in den USA für eine auf Gesundheitspolitik spezialisierte Denkfabrik arbeitet, hatte sich zudem stets für die private Krankenversicherung stark gemacht.

Einen Interessenkonflikt mit seiner politischen Tätigkeit sieht der studierte Gesundheitsökonom Bahr nicht: »Meine Ausbildung und mein Engagement in den vergangenen Jahren für das Gesundheitswesen führen für mich logisch dazu, dass ich in diesem Bereich auch weiter tätig bin«, sagte Bahr der »Süddeutschen Zeitung« (Dienstagsausgabe). »Es wäre ja eher verwunderlich gewesen, wenn ich jetzt für die Automobilindustrie arbeiten würde, wo ich mich nicht auskenne.«

Bahr betonte, dass er nicht als Lobbyist tätig sein werde, sondern sich um die Verträge kümmern werde, die die Allianz mit Ärzten und Kliniken abschließt. »Mein Schreibtisch ist in München. Meine Aufgabe ist es, Verantwortung im Unternehmen zu übernehmen und nicht, politische Entscheidungen zu beeinflussen«, sagte er der »SZ«. Die Karenzzeit zwischen seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt und der Übernahme des neuen Jobs nannte er »hinreichend«.

Zuletzt hatten vor allem der ehemalige Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) und Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) mit ihren Wechseln in die Wirtschaft Kritik geerntet. Niebel wechselt zum Rüstungskonzern Rheinmetall, Pofalla geht zur Deutschen Bahn. Beide sollen dort allerdings explizit Lobbyistentätigkeiten übernehmen. AFP/nd

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