Zuschlag für Rosatom

Die Beteiligung des russischen Energiekonzerns am neuem finnischen Atommeiler wird heftig diskutiert

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: 3 Min.
In Finnland soll ein neues AKW unter Beteiligung von Rosatom entstehen. Kritiker fürchten einen zu starken Einfluss des staatlichen russischen Energiekonzerns. Ist Finnland gegenüber Russland fügsamer als andere EU-Staaten?

Der Begriff Finnlandisierung kommt aus dem Kalten Krieg. Gemeint ist, dass ein kleines Land lieber vorsichtig in der Außenpolitik ist, um eine übermächtige ausländische Macht nicht unnötig zu provozieren. Jetzt wird er wieder gebraucht. »Diese Entscheidung gibt ein Gefühl der Finnlandisierung. Wir geben den Russen genau den Einfluss, den sie sich wünschen. Dies bringt uns in eine sehr verwundbare Position«, sagte der grüne Umweltminister Ville Niinistö, nachdem das Parlament beschlossen hatte, Rosatom weiter an der Planung und dem Bau des nächsten finnischen Atommeilers zu beteiligen. Die Grünen zogen sich daraufhin aus der Regierung zurück. Die Reaktion auf Niinistös Vergleich aber waren heftige Diskussionen darüber, ob Finnland gegenüber Russland fügsamer sei als andere europäische Länder. Zudem steht die Frage im Raum, inwieweit das geplante AKW die Energieabhängigkeit vom Nachbarn erhöhen werde.

Die Atomkraft als solche ist wenig umstritten. Besorgnis ruft dagegen die Vereinbarung hervor, nach der Rosatom die Technik und das Uran liefern sowie für die Wartung verantwortlich sein soll. Hintergrund ist ein Vertrag des Wirtschaftsministeriums mit dem russischen Konzern aus dem vergangenen Jahr. Hierin verpflichtet sich das Ministerium, die russische Atomtechnologie zu protegieren. Nach seiner jetzigen Empfehlung an das Parlament, Rosatom am Meiler zu beteiligen, wird dem Ministerium vorgeworfen, andere Möglichkeiten nicht ausreichend geprüft zu haben.

Das künftige Werk im nordfinnischen Pyhäjoki soll vom Unternehmen Fennovoima gebaut werden. Laut Firmenstatut soll der finnische Anteil 66 Prozent betragen, während ausländische Investoren maximal 34 Prozent besitzen dürfen. Neben Ros-atom waren Beteiligungen aus der EU sowie Norwegen und der Schweiz im Gespräch. Nachdem der deutsche E.on-Konzern jedoch 2012 seinen Anteil zum Verkauf gestellt hatte, kam Rosatom in den Besitz der 34 Prozent Aktien. Als Grund hatte E.on angegeben, sich auf bestehende Projekte in Nordeuropa zu konzentrieren. Rosatom wollte sogar bis zu 49 Prozent der Aktien kaufen, aber das ist politisch nicht akzeptabel in Finnland. Spätestens im Juni 2015 muss der Anteil erreicht sein, damit die endgültige Baugenehmigung erteilt werden kann.

Während die Signale für Fennovoima und Rosatom auf Grün stehen, musste ein anderes Unternehmen, Teollisuuden Voima (TVO), eine Niederlage hinnehmen: Dem Unternehmen wurde die Baugenehmigung für Finnlands vierten Reaktor verweigert, da der im Bau befindliche dritte weit hinter dem Zeitplan liegt. Olkiluoto 3 sollte bereits 2009 ans Netz gehen, mittlerweile gehen die Planungen von 2015 aus. Der Reaktor wird allein vom französischen Unternehmen Areva gebaut, nachdem Siemens 2009 ausgestiegen war. Diese Erfahrungen sowie die beschränkte Anzahl europäischer Anbieter von Atomtechnologie haben Rosatom ins Spiel gebracht und in Finnland die alte Befürchtung der Finnlandisierung wiedererweckt.

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