Kurden warten auf Peschmerga-Verstärkungen
Verteidiger wehren weiteren Angriff der IS auf Kobane ab / Allianz verstärkt Luftangriffe auf Terrormilizen
Kobane. Kurdische Kämpfer haben einen weiteren Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf die nordsyrische Stadt Kobane abgewehrt. Die Extremisten hätten den nördlichen Stadtrand von Kobane attackiert, sagte Kurden-Sprecher Idriss Nassan am Montag. Die heftigen Kämpfe zwischen beiden Seiten gingen weiter. Die USA und ihre Verbündeten hätten ihre Luftangriffe gegen den IS verstärkt, erklärte Nassan. Die Extremisten versuchen seit Wochen, die Stadt an der Grenze zur Türkei zu erobern.
Die Verteidiger von Kobane warten weiterhin auf die Verstärkung durch kurdische Peschmerga aus dem Nordirak. Nach Angaben des kurdischen Portals Rudaw könnten diese Kämpfer - die Rede ist von 150 Bewaffneten - am Montag in der Stadt eintreffen. Sie seien einsatzbereit und mit »den besten neuen amerikanischen Waffen« ausgerüstet, hieß es unter Berufung auf einen Peschmerga-Offizier. Die Kämpfer dürfen über die Türkei in die Stadt verlegt werden, nachdem die Regierung in Ankara dafür die Erlaubnis gegeben hatte.
Die IS-Extremisten hatten Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) am Wochenende von Nordosten her angegriffen, um die Verbindung der Stadt zur Türkei abzuschneiden. Sie stehen nur knapp 700 Meter vom Grenzübergang entfernt. Sollte die Terroristen ihn erobern, könnten weder die Peschmerga-Kämpfer noch Nachschub in die belagerte Stadt gelangen. Kobane liegt in einer kurdischen Enklave, die bereits größtenteils vom IS beherrscht wird.
Flugabwehrraketen der IS könnten in den kommenden Wochen nach Ansicht des US-Militärs zu einer Gefahr für Hubschrauber der internationalen Koalition werden. Das berichtete die Zeitung »New York Times« unter Berufung auf einen hohen US-Militär, der nicht namentlich zitiert werden wollte. Die Raketen könnten demnach entscheidenden Einfluss auf die Kampfhandlungen haben. IS-Kämpfer verfügen nach US-Angaben über schultergestützte Boden-Luft-Raketen.
Der IS kontrolliert in Syrien und im Irak riesige Gebiete und hat dort ein »Islamisches Kalifat« ausgerufen. Im August hatten die USA mit Luftangriffen gegen die Extremisten im Irak begonnen. Seit Ende September fliegt eine von den USA geführte internationale Koalition auch Kampfeinsätze gegen die Terrormilizen in Syrien.
Die radikal-islamische Al-Nusra-Front begann unterdessen im Nordwesten Syriens einen Angriff auf die Stadt Idlib, die von syrischen Regierungstruppen gehalten wird. Vier Selbstmordattentäter hätten sich an Armee-Kontrollpunkten in die Luft gesprengt und mindestens zehn Soldaten mit in den Tod gerissen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Al-Nusra-Front ist mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden, mit der Terrormiliz IS trotz einer ähnlichen Ideologie jedoch verfeindet. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.