»Mythos Hammaburg«
Neue archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs
Seit Jahrhunderten wird die Hammaburg, die Keimzelle der Stadt Hamburg, auf dem Domplatz vermutet. Anfang des Jahres fanden Archäologen endgültige Beweise dafür. Jetzt präsentieren sie ihre Erkenntnisse in einer großen Schau. Gleich zu Beginn begrüßt Bischof Ansgar überlebensgroß mit Heiligenschein und goldenem Bischofsstab die Besucher der Ausstellung im Archäologischen Museum in Hamburg. In der Hand hält er die von ihm gegründete Kirche. Bisher ging man davon aus, dass die Hammaburg, die Keimzelle der Stadt Hamburg, um 815 errichtet und die Siedlung mit der Ankunft des Missionars und Bischofs Ansgar im Jahre 832 entscheidend aufgewertet wurde. Doch nach den neuesten archäologischen Entdeckungen, die unter dem Motto »Mythos Hammaburg« in der Schau bis zum 26. April gezeigt werden, muss Hamburgs Geschichte in Teilen neu geschrieben werden.
»Hamburg wurde nicht gegründet, weder von Karl dem Großen, noch von Ludwig dem Frommen, sondern Hamburg entstand in wunderbarer geografischer Lage an der Mündung zwischen Alster und Elbe«, sagte Museums-Direktor Rainer-Maria Weiss am Mittwoch. Als Ansgar von Karl dem Großen zur Missionierung in den Norden geschickt wurde, gab es bereits eine kleine Siedlung. Damit war die Hammaburg von Beginn an ein Handelsplatz und nicht wie oft vermutet, eine kirchliche Gründung. Innerhalb der Hammaburg stand auch keine Kirche, wie bisher angenommen wurde. Die lange gesuchte Kirche des Ansgar vermuten die Archäologen jetzt weiter nördlich, dort, wo heute die St. Petrikirche steht.
»Mit den neuen Erkenntnissen können wir nun erstmals eine lückenlose Besiedlungsgeschichte des Domplatzes von der Gründung Hamburgs bis in die Gegenwart nachweisen«, sagte Weiss. Gezeigt werden Grabungsfunde, die bisher noch nicht zu sehen waren, aber auch spektakuläre Leihgaben aus Museen, Archiven und Kirchen: darunter die Kreuzfibel vom Domplatz, eine Glocke aus Haithabu (900-1050) und die berühmte »Vita Anskarii«, eine mittelalterliche Handschrift, die ein Lobeslied auf Bischof Ansgar auf Latein enthält. Ergänzt wird die Schau durch zahlreiche digitale Rekonstruktionen, anhand derer die Besucher die Entwicklung der Hammaburg vom 8. bis zum 12. Jahrhundert verfolgen können.
Seit Jahrzehnten hatten Archäologen nach der Hammaburg gesucht, doch auch Ausgrabungen im Jahr 2005 und 2006 hatten zunächst keine eindeutigen Hinweise gegeben. Später stellte sich heraus: Die in den 1980er Jahren gefundene »Doppel-Kreisanlage« stammt nicht wie bisher vermutet aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Vielmehr handelt es sich um eine erste kleine Anlage der Hammaburg aus dem 8. Jahrhundert mit einem Durchmesser von rund 50 Metern, die dann zu Beginn des 9. Jahrhunderts auf 75 Meter erweitert wurde. Damit stand fest, dass die Festungsanlage schon vor Ansgars Ankunft 832 bestand. Der äußere Ring wurde um das Jahr 850 eingeebnet, wie Weiss und sein Team herausgefunden haben. Das passt perfekt zu einem historisch verbürgten Datum: denn 845 überfielen Wikinger die Hammaburg und zerstörten sie. dpa/nd
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