Ein Jury-Urteil und seine Folgen
Bilder, Videos und Hintergründe zu den Protesten in Ferguson
Sie zählen zu den schlimmsten "Rassenunruhen" der letzten Jahre. Oder sind es Polizeiunruhen? Sicher ist: Nachdem eine Jury in der US-Kleinstadt Ferguson entschied, keine Anklage gegen den Todesschützen des Afroamerikaners Michael Brown zuzulassen, überzieht eine Welle des Protests die USA. In New York, Chicago, Seattle und vielen anderen Städten gingen Menschen in der Nacht auf die Straße. Und in der Kleinstadt Ferguson brennen erneut die Geschäfte.
This Little Caesars is fully engulfed in flames. #Ferguson @kmoxnews pic.twitter.com/L0ImAv77WY
— Michael Calhoun (@michaelcalhoun) 25. November 2014
Was war geschehen?
Der Polizist Darren Wilson hatte am 9. August den 18-jährigen Michael Brown erschossen. Mindestens sechs Einschüsse in Arm und Kopf sollte eine Autopsie später feststellen. Für viele Bewohner der 20.000-Einwohner-Stadt Ferguson stand schnell fest: Der Vorfall ist ein weiteres Beispiel in der langen Reihe rassistisch motivierter Polizeigewalt der Vereinigten Staaten. Denn Wilson ist weiß, Brown schwarz. Die Folge: wochelange Demonstrationen, die angefacht durch eine massive Polizeipräsenz immer wieder in Gewalt umschlugen.
Was ist der Auslöser für die aktuellen Proteste?
Die Proteste richteten sich gegen die Entscheidung einer Geschworenenjury: Wilson muss sich für seine Todesschüsse nicht vor Gericht verantworten. Man sehe keine hinreichenden Beweise für eine Straftat, gab die Staatsanwaltschaft am Montag in Clayton bekannt. Die drei schwarzen und neun weißen Geschworenen beschäftigten sich rund drei Monate lang mit dem Fall. Sie hätten jedes einzelne Beweisstück und jede Zeugenaussage genauestens überprüft, sagte Staatsanwalt Robert McCulloch. In der Nacht auf Dienstag brachte Browns Familie ihre Enttäuschung über das Urteil zum Ausdruck.
Here is a statement released by @attorneycrump attributed to Michael Brown's family. #Ferguson pic.twitter.com/K9U2tFmFQB
— Jason Rosenbaum (@jrosenbaum) 25. November 2014
Was geschah dann?
Umgehend nach dem Urteil zogen in Ferguson Menschen auf die Straße und protestierten gegen die Enscheidung der Jury.
Photos: Protests captured in #Ferguson
http://t.co/KGuGt1nsxh pic.twitter.com/reT8UbpuSu
— THV 11 (@THV11) 25. November 2014
Die Anfangs überwiegend friedlichen Proteste schlugen schnell in Gewalt um. Geschäfte wurden geplündert, Gebäude in Brand gesetzt.
Verdict Sparks Violence. Images that capture the anger in #Ferguson as grand jury decide not to indict Darren Wilson. pic.twitter.com/DSSKSGBVFe
— Sara Firth (@Sara__Firth) 25. November 2014
Building next to McDonald's burns on W. Florissant. #Ferguson #MichaelBrown pic.twitter.com/HHioSqJWEt
— joelcurrier (@joelcurrier) 25. November 2014
Vor der Polizeiwache von Ferguson kritisierte Browns Mutter nicht nur die Behörden, sondern rief auch zur Gewaltlosigkeit auf.
Der Polizei in Ferguson zufolge setzten Demonstranten auch Schusswaffen ein. Mindestens ein Polizist sei durch einen Streifschuss verletzt worden.
St. Louis County's Belmar said he personally heard at least 150 gunshots tonight pic.twitter.com/30jT70e05m
— Lisa Brown (@LisaBrownSTL) 25. November 2014
Wie verhält sich die Polizei?
Schon in den vergangenen Monaten war die Polizei für ihren massives und gewaltsames Vorgehen in Ferguson kritisiert worden. Selbst US-Präsident Obama rief sie zur Zurückhaltung auf. Im Vorfeld des Jury-Urteils hatte der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, nun erneut den Notstand ausgerufen und die Nationalgarde mobilisiert. Aus Ferguson setzte diese in der Nacht abermals massiv Tränengas ein.
DISGUSTING Police Brutality! @CNN @FoxNews Make sure to add this to your loop of footage from #Ferguson https://t.co/wFyriGJvTq”
— Ceara (@CearaProut) 25. November 2014
Sogar eine Flugverbotszone wurde über Ferguson verhängt. Der Grund: Man wolle "ein sicheres Umfeld für die Gesetzeshüter schaffen."
The FAA just issued a NOTAM over #Ferguson restricting aircraft under 3k feet http://t.co/OYmcutjipM pic.twitter.com/eggFIf4RHt
— Tony Rice (@rtphokie) 25. November 2014
Sind die Proteste auf Ferguson begrenzt?
Nein. In dutzenden Städten gingen in der Nacht Menschen auf die Straße. Von New York bis Los Angeles protestierten Tausende gegen die Entscheidung der Jury.
Where are #FergusonDecision protests happening right now? http://t.co/KiTuSaUaTE pic.twitter.com/IlEJ4eavEX
— ABC News (@ABC) 25. November 2014
New York
Demonstration just erupted down 9th St in NYC pic.twitter.com/uv2FmLX2cC
— Goli Sheikholeslami (@GoliSheik) 25. November 2014
San Francisco
Freeway stand up on 580 with police. "The whole system is guilty" is the chant. #Ferguson pic.twitter.com/41Pg5CFSov
— Jill Tucker (@jilltucker) 25. November 2014
Philadelphia
The crowd is marching west on Market Street, down the center of the road. #fergusonphl pic.twitter.com/QxLX9v0ToG
— Tricia L. Nadolny (@TriciaNadolny) 25. November 2014
Oakland
UPDATE: Police line west of Park Blvd. on I-580 in Oakland stopped #Ferguson protesters. WATCH http://t.co/oLFX9oJnu4 pic.twitter.com/GeCYEqAJFI
— ABC7 News (@abc7newsBayArea) 25. November 2014
Wie reagiert die Politik?
In einer ersten Fernsehansprache zeigte US-Präsident Barack Obama wenig Verständnis für die Demonstranten: "Andere zu verletzen und Eigentum zu zerstören ist nicht die Antwort, gleich was die Jury entscheidet", sagte er in der Nacht auf Dienstag und warf den Demonstranten vor, Bilder fürs Fernsehen zu inszenieren.
Incredible juxtaposition: Obama calmly speaking while #Ferguson burns pic.twitter.com/XrmQQYQzys
— Brian Ries (@moneyries) 25. November 2014
"It will make for good TV," Obama says of any overreaction, which is happening on the frame next door #Ferguson pic.twitter.com/ZdGFS7B1Ws
— Mashable News (@MashableNews) 25. November 2014
Wo kann ich mehr erfahren?
Sowohl die New York Times als auch die Washington Post haben die Ereignisse der letzten Monate in und um Ferguson in einem großen und sehr lesenswerten Multimedia-Special zusammengefasst.
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