Kein Interesse an Holzmann-AG-Sklaven

Völkermord an den Armeniern - Bundesregierung sieht sich nicht sonderlich in der Aufarbeitungspflicht

  • Lesedauer: 2 Min.
Im Verlaufe des Jahres wurde viel über Beginn und Folgen des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren geredet. Der Völkermord an den Armeniern und die Rolle Deutschlands dabei blieb unterbelichtet.

Katrin Kunert, Abgeordnete der Bundestags-Linksfraktion interessierte sich für die deutsche Bemühungen bei der Aufarbeitung des Völkermordes an den Armeniern durch das Osmanische Reich während des Ersten Weltkrieges. Unter der Alleinherrschaft des damaligen jungtürkischen Regimes waren bis zu 1,5 Millionen Armenier und rund eine halbe Million aramäisch-sprachiger Assyrer ermordet worden.

Was das Auswärtige Amt ihr als Antwort zukommen ließ, machte Kunert betroffen, denn wie schon ihre Vorgängerinnen versuchte sich auch diese Bundesregierung vor einer klaren Antwort zu drücken, merkte Kunert gegenüber »nd« an.

Kunert kritisiert, dass die Umsetzung eines Bundestagsbeschlusses aus dem Jahr 2005 faktisch sabotiert wird, in dem die Regierung auffordert wird, wegen der damaligen Komplizenschaft des Deutschen Kaiserreichs politische Verantwortung zu übernehmen.

Die Regierung hat offenbar kein Interesse an einer selbstkritischen Aufarbeitung der Rolle Deutschlands. »Das«, so Kunert, »zeigt sich auch daran, dass sie keine Anstrengungen unternommen hat, um etwas über das Schicksal der armenischen Zwangsarbeiter zu erfahren, die beim Bau der Bagdad-Bahn eingesetzt wurden.« Beispielsweise hätte man nach der Insolvenz der Philipp Holzmann AG deren Archivunterlagen erwerben und der Wissenschaft zur Verfügung stellen können. Die Firma hatte neben den umfangreichen Streckenarbeiten auch zahlreiche Bahnhöfe gebaut.

»Die Kaltschnäuzigkeit, mit der die Regierung das von sich weist«, sei »Ausdruck von Gleichgültigkeit und fehlender Empathie gegenüber den Opfern«, fasste Katrin Kunert zusammen. hei

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