Cyber-Kalifat hackt US-Militär

Obama will neues Gesetz für Datenschutz im Internet / Vereinheitlichung der Regeln geplant

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

»Der IS ist schon hier, wir sind in Euren Computern, in jedem Militärstützpunkt!« Alles nur Zufall? Just an jenem Tag, da US-Präsident Barack Obama ein neues Gesetz zum Schutz persönlicher Daten im Internet ankündigte, wurden die Accounts des US-Militärkommandos (Centcom) bei den Internetdiensten Twitter und YouTube gekapert sowie interne Pentagon-Dokumente und Propagandavideos der Terrormiliz Islamischer Staat hochgeladen. Das Kommando in Florida steuert den Militäreinsatz gegen den IS in Irak und in Syrien. Statt des Centcom-Logos war am Montag (Ortszeit) ein schwarz-weißes Banner mit dem Slogan »CyberCaliphate« sowie in Anspielung auf die Dschihadisten der Schriftzug »I love you Isis« zu sehen – bis die Konten nach etwa 30 Minuten gesperrt wurden.

In Kurzbotschaften riefen die Hacker im Namen Gottes die »Fortsetzung des Cyber-Dschihads durch das Cyber-Kalifat« aus. Mit der Überschrift »Amerikanische Soldaten, wir kommen, seht Euch vor!« veröffentlichten sie eine Namensliste von hohen Militärs samt Anschriften – laut Centcom allerdings veraltet. Überhaupt seien keine Geheimdokumente ins Netz gestellt worden. Alles nur ein »Cyber-Streich« ohne operative Auswirkung, versuchten Sprecher des Pentagon und des Weißen Hauses den peinlichen Vorfall herunterzuspielen; schließlich sei nicht das US Central Command selbst gehackt worden, sondern Twitter und YouTube.

Die am Dienstag geplanten Gespräche Barack Obamas mit Kongressmitgliedern und Vertretern von US-amerikanischen Unternehmen über eine besserer Kooperation in Sachen Cyber-Sicherheit standen also unter keinem guten Stern. Der Präsident will mit dem Gesetz die Regelungen in den einzelnen Bundesstaaten vereinheitlichen. Derzeit seien sie »verwirrend für die Verbraucher und Firmen«, sagte er vor der für Verbraucherschutz zuständigen Handelskommission FTC. Das neue Gesetz sieht vor, dass Unternehmen ihre Kunden im Fall eines Einbruchs oder Hackerangriffs innerhalb von 30 Tagen informieren müssen. Die Nutzer sollen zudem eine bessere Kontrolle darüber erhalten, was mit ihren auf Internetplattformen gespeicherten Daten passiert, wobei Schülern und Studenten besondere Aufmerksamkeit gelten müsse. Ihre persönlichen Daten sollen nicht an Dritte verkauft werden können, wenn es nicht um Zwecke der Ausbildung geht.

Der bessere Schutz der Privatsphäre sei eine vordringliche und überparteiliche Aufgabe, so Präsident Obama, der in diesem Zusammenhang allerdings kein Wort über die massive Ausspähung persönlicher Daten durch den Geheimdienst NSA verlor. Auch an der jetzt im Gesetzentwurf vorgeschlagenen Regelung gibt es Kritik. »30 Tage sind zu lang«, sagte etwa Marc Rotenberg, Geschäftsführender Direktor des Electronic Privacy Information Center in Washington, der »Los Angeles Times«. »Wenn Ihre Geldbörse verloren geht, werden Sie auch nicht 30 Tage warten, um herauszufinden, wo sie abgeblieben ist.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.