Suppe selber auslöffeln
Simon Poelchau über die EZB und ihr Anleihen-Kaufprogramm
Nun kann der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, seine dicke Bertha durchladen, wie das Anleihen-Kaufprogramm der EZB auch genannt wird. Denn der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs beschied, dass dieses Programm im Rahmen des Zentralbankmandats sei.
Vermutlich werden Draghi und sein EZB-Rat am Donnerstag kommender Woche den Kauf von Staatsanleihen beschließen. Schließlich sind die Preise in der Eurozone letztens sogar gesunken. Immerhin zeigte schon das Einrichten des Kaufprogramms im Jahr 2012 seine Wirkung. Damals war die Staatsschuldenkrise auf ihrem Höhepunkt, und obwohl die EZB seitdem keine Anleihen von Krisenstaaten kaufte, sind deren Zinsen merklich gesunken. Doch richtig aus der Krise ist die Eurozone noch nicht gekommen. Auch das billige Geld der EZB gelangt nicht dahin, wo es hin soll - in Unternehmen, die damit Arbeitsplätze schaffen. Stattdessen wird damit wieder munter auf den Kapitalmärkten spekuliert.
Der Grund hierfür liegt in der desaströsen Krisenpolitik der EU-Institutionen und -Staaten, die nicht nur soziales Elend verursacht, sondern auch die Wirtschaft in vielen Ländern zu Grunde gerichtet hat. Daran ist auch die EZB schuld. Schließlich bildet sie zusammen mit der EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds die Troika. Wenn die EZB jetzt wieder Staatsanleihen kaufen will, so versucht sie lediglich, die Suppe auszulöffeln, die sie sich selbst mit eingebrockt hat.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.