Proteste gegen Naziaufmarsch in Magdeburg

Blockaden auf dem Weg der Rechtsradikalen auf dem Weg Richtung Innenstadt / Gegendemonstranten von der Polizei eingekesselt / Weitere Nazidemo für Samstag abgesagt

  • Lesedauer: 3 Min.

Update 22.15 Uhr: Das Netzwerk #blockmd und das Bündnis gegen Rechts Magdeburg haben die Proteste gegen den Aufmarsch der Neonazis als Erfolg bezeichnet. »Die Serie der neonazistischen Großaufmärsche in Magdeburg ist gebrochen«, sagte Robert Fietzke, Sprecher von #blockmd am Freitagabend in Magdeburg. »Im Vergleich zu den vergangenen Jahren haben die Neonazis massiv an Teilnehmenden verloren. Das ist ein großer Erfolg für alle, die sich seit Jahren gegen den Aufmarsch der Neonazis engagieren.« Überdies waren die Neonazis gezwungen, ihre Route stark zu kürzen. Mehrere hundert Menschen hatten den »Trauermarsch« am Nikolaiplatz erfolgreich blockiert. »Wir bedanken uns bei allen, die sich an den Blockaden und Mahnwachen beteiligt haben. Damit haben wir gemeinsam ein deutliches Zeichen gesetzt, um den Neonaziaufmarsch endlich zur Geschichte zu machen.«

Blockaden auf dem Weg der Rechtsradikalen

Berlin. In Magdeburg haben sich rund 1.000 Menschen einem Aufmarsch von knapp 300 Neonazis entgegengestellt. Die Rechtsradikalen waren von einem Bahnhof im nördlichen Magdeburg schweigend und mit Fackeln losmarschiert. Die Route war lang geheim gehalten worden. Gegendemonstranten - darunter die Linkenpolitikerin Birke Bull und Sören Herbst von den Grünen - versuchten, den Zug der Neonazis auf dem Weg Richtung Innenstadt zu stoppen. Es soll Festnahmen gegeben haben. Polizeibeamte gingen dem Vernehmen nach die friedlichen Gegendemonstranten körperlich an. Eine Ausweichroute führte die rund 300 Rechtsextremen zurück zum Bahnhof, der geplante Marsch in die Innenstadt wurde verhindert.

Am Abend wurde gemeldet, dass kleinere Gruppen von Neonazis durch die Stadt liefen und rassistische Parolen riefen. Menschen stellten sich zudem schützend vor ein Flüchtlingsheim, das nach Angaben der Demonstranten nur unzureichend von der Polizei gesichert wurde.

Zudem wurde von Polizeikesseln berichtet. Der Bundessprecher der Grünen Jugend, Erik Marquardt, sagte auf dem Kurznachrichtendienst twitter, Linke hätten wegen Nazibedrohung an einem Flüchtlingsheim die Polizei gerufen. »Die kommt mir 20 Wannen und kesselt die Linken«, so Marquardt.

Im Vorjahr waren noch 850 Rechtsradikale aus ganz Deutschland angereist. Die Polizei setzte am Freitagabend mehr als 1.000 Beamte aus mehreren Bundesländern ein.

Magdeburger Bürger hatten zuvor der Zerstörung ihrer Stadt bei Bombenangriffen kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren gedacht. Rund 250 Menschen kamen auf dem Westfriedhof zu einem Schweigemarsch und einer Gedenkfeier zusammen. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) erinnerte an das Leid. Er rief dazu auf, sich für den Schutz der Demokratie einzusetzen. Es müsse ein Miteinander der Kulturen, Religionen und Weltanschauungen geben.

Für Samstag lud Oberbürgermeister Trümper zur Meile der Demokratie in die Innenstadt ein - sie solle ein lebendiger Ort der Demokratie werden. Vereine, Verbände, Schulen und Institutionen stellen dort ihre Arbeit vor. Auch ein Kulturprogramm ist vorgesehen. Es soll ein Zeichen gegen Rassismus und Intoleranz gesetzt werden. Geplant ist etwa eine Menschenkette entlang eines farbenfrohen, rund 1500 Meter langen Schals, den Magdeburger Schüler gestrickt haben. Ursprünglich hatten Rechtsradikale auch für Samstag eine Demonstration geplant, nahmen die Anmeldung laut Polizei aber am Freitag wieder zurück. nd/Agenturen

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