Argentinischer Staatsanwalt und Präsidentenkritiker tot aufgefunden
Alberto Nisman sollte im Kongress zu Anschlagsermittlungen aussagen
Buenos Aires. Wenige Stunden vor seiner geplanten Anhörung im Kongress ist ein argentinischer Staatsanwalt und Präsidentenkritiker tot aufgefunden worden. Die Leiche von Alberto Nisman sei in der Nacht in seiner Wohnung in Buenos Aires entdeckt worden, erklärten die Behörden am Montag. Neben ihm lag eine Pistole. Der Staatsanwalt untersuchte einen Bombenanschlag auf ein jüdisches Zentrum 1994, für den der Iran verantwortlich gemacht wird.
Staatsanwältin Viviana Fein bestätigte, der Tod Nismans sei durch eine Schusswaffe verursacht worden. Neben der Leiche sei eine Pistole vom Kaliber .22 gefunden worden. Laut den Behörden fand ihn seine Mutter im Badezimmer seiner Wohnung im schicken Wohnviertel Puerto Madero, nachdem ihn seine Sicherheitsleute nicht erreichen konnten. Die Oppositionsabgeordnete Patricia Bullrich äußerte sich »schockiert« über den Tod und sagte, Nisman habe wiederholt über Drohungen berichtet.
Der Staatsanwalt ermittelte zu dem Bombenanschlag auf die jüdische Wohlfahrtsorganisation Amia 1994, bei dem 85 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden waren. Nisman machte den Iran für den Anschlag verantwortlich und warf Präsidentin Cristina Kirchner sowie ihrem Vorgänger Carlos Menem (1989 bis 1999) vor, die Ermittlungen zu behindern, um das Verhältnis zu Teheran nicht zu belasten.
Vergangene Woche forderte Nisman eine Untersuchung des Kongresses, um Kirchners Umgang mit den Ermittlungen zu klären. Er wollte sich am Montag im Parlament äußern und Beweise für seine Vorwürfe gegen Kirchner und Außenminister Hector Timerman präsentieren. Nisman verfügte nach eigenen Angaben über Mitschnitte von Telefonaten, die bewiesen, dass Regierungsvertreter im Gegenzug für iranische Wirtschaftsaufträge zusagten, die Ermittlungen zurückzustellen.
Nisman ordnete wegen der Vorwürfe an, Vermögen von Kirchner, Timerman und anderen Regierungsvertretern im Gesamtwert von knapp 20 Millionen Euro einzufrieren. Die Regierung wies die Vorwürfe kategorisch zurück.
Der Iran wird seit langem hinter dem Anschlag auf die jüdische Wohlfahrtsorganisation Amia vermutet. Der Anschlag ereignete sich zwei Jahre nach einem Selbstmordanschlag auf die israelische Botschaft in Buenos Aires, bei dem 29 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden waren. Argentinien hat mit rund 300.000 Juden die größte jüdische Gemeinde Lateinamerikas. Der Iran weist jegliche Verantwortung für die Anschläge zurück.
Argentinien verlangt wegen der Anschläge die Auslieferung von acht Verdächtigen aus dem Iran, darunter der frühere Verteidigungsminister Ahmed Wahidi und der frühere Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani. Im Jahr 2013 vereinbarten Argentinien und der Iran die Bildung einer »Wahrheitskommission« aus fünf unabhängigen Mitgliedern, um die Ereignisse aufzuklären. Teheran erlaubte zudem einem argentinischen Richter, zur Befragung der Verdächtigen in den Iran zu reisen. AFP/nd
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