Die Chinesen sind da

Kriegsschiffe aus der Volksrepublik liefen in Hamburg erstmals einen deutschen Zivilhafen an

  • Hermannus Pfeiffer, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Mehr als 500 Firmen aus China sind in Hamburg und von Hamburg aus aktiv. Jetzt machte ein Verband der chinesischen Marine in der Hansestadt fest, auch ein Senatsempfang steht auf der Agenda.

Das »Tor zur Welt« an der Elbe gilt als Einfallstor Chinas in Europa. Erstmals hat nun auch die zweitgrößte Marine der Welt den Hamburger Hafen als Ziel ausgemacht: Bis Sonnabend liegt der 18. chinesische Flottenverband in der Hansestadt. Es ist der erste Besuch der roten Marine in einem zivilen Hafen in Deutschland. Entsprechend hoch sind die Erwartungen in Politik und Wirtschaft der Hansestadt. Auf dem langen Programm der grauen Diplomaten steht ein Senatsempfang bei Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sowie Arbeitsgespräche mit Spitzen der Deutschen Marine.

Begeistert begrüßt wurde das Flaggschiff »Chang Beishan« beim Einlaufen am Montag auf der Überseebrücke von etwa 500 geladenen Chinesen. Konteradmiral Zhang Chuanshu betonte auf seiner Pressekonferenz im Hubschrauberhangar die »sehr engen Beziehungen« zu Deutschland. Den ersten offiziellen Flottenbesuch hierzulande stellte Zhang in eine politische Linie mit den Visiten des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und des Premierministers Li Keqiang im vergangenen Jahr. Neben der »militärischen Kooperation« sieht Zhang viele Möglichkeiten zur »Interaktion«, etwa im wirtschaftlichen Bereich.

Der Besuch sei auf Einladung des SPD-Senats sowie der Deutschen Marine zustande gekommen, sagte der Kommandeur des Marinekommandos Hamburg, Michael Setzer. »Hier bestehen enge wirtschaftliche Beziehungen zur Volksrepublik.« So werde es Gespräche mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft im Rathaus und auf dem chinesischen Flaggschiff geben.

Flottenbesuche gelten in Marinekreisen als diplomatische Missionen, die sowohl politische Macht demonstrieren als auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit vorantreiben sollen. Die drei Schiffe hatten zuvor an einer Anti-Piraterie-Operation im Golf von Aden teilgenommen und mit Einheiten der EU, der NATO und den USA zusammengewirkt.

Seit der Jahrtausendwende baute China zunächst gezielt seine Handelsflotte aus. Die Staatlichen Werften überholten bei den Ablieferungen neuer Frachter traditionelle Schiffbauländer wie Deutschland, Japan und Südkorea. Bis vor kurzem hatte sich die Marine der Volksrepublik China (PLAN) weitgehend auf den Schutz der eigenen Küste beschränkt. Inzwischen setzt PLAN aber Kriegsschiffe auch ein, um territoriale Ansprüche im Pazifik gegenüber Japan, Philippinen oder Vietnam militärisch zu unterstreichen. Währenddessen wird der Aktionsradius der uniformierten Diplomaten in den Westen ausgedehnt. China soll nach einem Beschluss der Kommunistischen Partei eine militärische »Seemacht« werden. Begründet wird dies mit der Abhängigkeit vom internationalen Handel, der zu mehr als 90 Prozent über das Meer führt, und mit der zunehmenden Bedeutung von Öl- und Rohstoffimporten aus Südamerika, Afrika und dem persischen Golf. Im Pazifik hat inzwischen ein maritimes Wettrüsten eingesetzt.

Mehr als 500 Firmen aus der Volksrepublik sind in Hamburg und von Hamburg aus aktiv. »Damit ist die Hansestadt der Standort Nummer eins in Europa«, heißt es in der Handelskammer. Bereits 1984 sei an der Elbe die China United Trading Corporation als chinesischer »Brückenkopf« nach Europa gegründet worden.

Die Handelskammer lobt auch die »kontinuierliche Unterstützung« durch den Senat. Umgekehrt profitiert auch die deutsche Wirtschaft: Die Warenexporte nach China stiegen laut Statistischem Bundesamt zwischen 2000 und 2013 von 9,5 auf 66,9 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte davon wird heute über den Hamburger Hafen abgewickelt. Was wiederum zu einer starken Abhängigkeit führt: Rund 30 Prozent seines Containerumschlags macht Hamburg allein mit China.

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