In Rom gehts Bärten an den Kragen
Papst Franziskus lässt am Petersplatz einen Friseur für Obdachlose einrichten
Rom. Am Montag eröffnete am Petersplatz ein ganz ungewöhnlicher Friseursalon. Er ist allein für Obdachlose gedacht und nach den Duschen der zweite Baustein einer Reihe von Maßnahmen, die Papst Franziskus für die Menschen vorgesehen hat, die in Rom keinen festen Wohnsitz haben.
Wenn man in Rom durch die Straßen rund um den Vatikan schlendert, sieht man neben Touristen und Pilgern aus aller Welt, zwischen den unzähligen Restaurants und Souvenirläden versteckt, auch viele Personen, die in Hauseingängen auf Pappkartons und dreckigen Schlafsäcken liegen. Gerade hier, nur wenige Meter von den großen Kunstwerken entfernt und ganz in der Nähe des unermesslichen Reichtums, den die Päpste im Laufe der Jahrhunderte angesammelt haben, sieht man besonders viele Menschen, die nur das besitzen, was sie auf dem Leib tragen oder in ein paar Plastiktüten mit sich führen. In den engen Gassen pfeift der Wind nicht ganz so kalt, und wahrscheinlich erhoffen sich die Obdachlosen auch, dass Pilger besonders großzügig sind, wenn es um Almosen für die Ärmsten der Armen geht.
In Italien nennt man die Obdachlosen wenig politisch korrekt auch »Barboni«, was man frei mit »die mit den langen und ungepflegten Bärten« übersetzen könnte. Genau diesen - den Bärten - soll es jetzt an den Kragen gehen. Und das an einem der schönsten Orte auf Gottes Erde, nämlich in dem Säulengang, den der geniale Bildhauer und Architekt Gian Lorenzo Bernini im 17. Jahrhundert rund um den Petersplatz im Vatikan schuf. Es gibt wohl kaum einen Romtouristen, der nicht wenigstens einmal voll Bewunderung auf dieses Meisterwerk der Architektur und Geometrie schaute, der den Platz vor dem Petersdom einrahmt und heute die virtuelle Grenze zwischen dem Vatikan und dem italienischen Staat bildet. Genau hier entstand jetzt die einmalige Friseurstube des Papstes.
Im vergangenen November gab Franziskus dem Almosenpfleger des Papstes, dem polnischen Erzbischof Konrad Krajewski, den Auftrag, Duschen und Bäder für die Obdachlosen aufzustellen. Das erwies sich technisch schwieriger als erwartet, aber jetzt ist fast alles fertig, und das Projekt wurde auch noch um den Friseursalon erweitert. »Wir wollen den Menschen ihre Würde zurückgeben«, sagte der Erzbischof. »Nur duschen und Wäsche waschen können, reicht da nicht aus. Es ist auch wichtig, die Haare und den Bart in Ordnung zu halten, auch um Krankheiten vorzubeugen«, fügte Krajewski hinzu.
Der Salon wird immer am Montag geöffnet sein. Der Tag wurde gewählt, weil montags in Rom die Friseursalons geschlossen sind. Arbeiten werden hier nur Freiwillige: Zwei Friseurmeister und einige Schüler im letzten Lehrjahr. Auch die Ausstattung wurde gespendet; die Friseure, die rund um den Vatikan arbeiten, haben alles zur Verfügung gestellt, was ein Friseur so braucht - Scheren, Kämme, Haarwaschmittel, Föne, Spiegel und Friseurstühle. Man geht als »Barbone« in den Säulengang des Bernini hinein und kommt als gepflegte Person, frisch gewaschen und mit neuem Haarschnitt wieder heraus. Nur ein paar Straßen weiter gibt es übrigens auch eine Mensa für Obdachlose, in der auch Papst Franziskus ab und zu isst …
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