Ausgezeichnetes Engagement

Auch in diesem Jahr wird der Bundespreis Verbraucherschutz vergeben

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 3 Min.
Wer sich ehrenamtlich oder beruflich für Verbraucher engagiert, könnte bald ein Bundespreisträger sein - und mit dem Gewinn weitere Projekte unterstützen.

Gifte in Lebensmitteln, Spielzeug oder Farben; Abzocke bei Versicherungen oder Handyverträgen; mangelnde Inhaltskennzeichnung auf Verpackungen - die Mängelliste in Sachen Verbraucherschutz ist lang. Ebenso lang ist aber auch die Liste der Menschen und Organisationen, die sich für mehr und besseren Verbraucherschutz engagieren. Obwohl die beste Auszeichnung für solches Engagement wohl für die meisten der Erfolg durch konkrete Verbesserungen sein dürfte, ist eine offizielle Anerkennung auch nicht zu verachten. Die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz lobt deshalb unter der Schirmherrschaft von Bundesverbraucherminister Heiko Maas (SPD) zum zweiten Mal seit 2013 den Bundespreis Verbraucherschutz aus.

Noch bis zum 15. März können sich Personen oder Organisationen bewerben, die zu einem »deutlichen Fortschritt in einem für Verbraucher aktuell relevanten Thema« beigetragen haben. So wie Helga und Volker Zapke, die den Preis 2013 erhielten. Dabei war der Anlass für deren Engagement eher ein trauriger: Das Ehepaar hatte in den 1970ern ein altes Haus gekauft und dessen Balken mit einem damals üblichen Holzschutzmittel gestrichen. Das enthielt die Chemikalien Pentachlorphenol und Lindan. Nachdem die Zapkes davon krank wurden, klagten sie gegen die Hersteller und gründeten eine Interessengemeinschaft für Geschädigte. Dank dieses Engagements wurden beide Chemikalien in Deutschland 1989 verboten.

Auch Edda Castelló erreichte mit ihrer Arbeit für viele Verbraucher eine Verbesserung und bekam dafür die andere Hälfte des mit insgesamt 15 000 Euro dotierten Preises als »Persönlichkeit des Verbraucherschutzes 2013«: Die Juristin kämpfte als Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale Hamburg jahrelang gegen die Praxis der Versicherungen, bei einer Kündigung von Lebensversicherungen die Kundeneinlagen einzubehalten. Inzwischen bekommen Kunden zumindest die Hälfte der Einzahlungen zurück, wenn sie ihren Vertrag vorzeitig auflösen.

Ausgezeichnet wurde 2013 auch das Projekt »Ernährungsführerschein« des Landfrauenverbandes, das Grundschülern eine gesunde Ernährung näherbringen soll. Dafür gab es eine Unterstützung in Höhe von 5000 Euro.

Welche Projekte und Personen in diesem Jahr Chancen auf den Preis haben, wird erst am Ende des Bewerbungszeitraumes feststehen. Im Juni sollen die von einer 13-köpfigen Jury aus den Verbraucherministern von vier Bundesländern, Verbraucherschützern, Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern ausgewählten Gewinner auf dem Deutschen Verbrauchertag geehrt werden.

Das Preisgeld ist allerdings nicht als Aufbesserung der Haushaltskasse gedacht, sondern kommt Projekten zugute, die sich für Verbraucherschutz einsetzen. So spendete das Ehepaar Zapke an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der es für sein Projekt »Zukunft ohne Gift« verwendete. Teil der Kampagne ist die ToxFox-App. Smartphone-Nutzer können damit den Barcode von Kosmetikartikeln einscannen und erkennen, welche davon hormonell wirksame Chemikalien enthalten.

Das Preisgeld von Edda Castelló kam der laufenden Studie »The Poor pay more« (»Die Armen zahlen mehr«) des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen zugute. Die Wissenschaftler untersuchen, ob und wie ärmere Verbraucher durch höhere Zinsen und Gebühren stärker belastet werden als reichere. Die Auswahl der geförderten Projekte obliegt den Preisträgern, allerdings behält sich die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz unter ihrem Vorstand Klaus Müller vor, diese Auswahl »begründet abzulehnen (z.B. wegen Rassismus, Abzocke von Verbrauchern, Rechtsverstößen oder Schädigung der Umwelt)«.

Vorschläge für Preisträger können unter www.verbraucherstiftung.de/bundespreis abgegeben werden.

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