Bundestag: Spionageverdacht im NSA-Ausschuss

Bericht: Krypto-Handy von Ausschussvorsitzenden möglicherweise gehackt / Verplombter Transportbehälter auf dem Weg zu Sicherheitsuntersuchung von Unbekannten geöffnet

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Neuer Verdacht, dass Geheimdienste die parlamentarische Aufklärung der massenhaften Überwachung von Bürgern untergraben: Der zuständige Untersuchungsausschuss des Bundestages wurde einem Zeitungsbericht zufolge möglicherweise ausgespäht. Laut »Die Welt« besteht der Verdacht, dass das Krypto-Handy zur verschlüsselten Kommunikation des Ausschussvorsitzenden Patrick Sensburg (CDU) gehackt wurde. Das Gerät werde deshalb beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn überprüft.

Dem Bericht zufolge soll der Ausschussvorsitzende im Februar eine Funktionsstörung bei seinem Blackberry Z30 festgestellt haben. Daraufhin habe die Bundestagsverwaltung das Gerät in einem verplombten Behälter zur Überprüfung ans BSI in Bonn geschickt.

Sensburg habe sich zunächst nicht zu dem Vorgang äußern wollen. Ein Sprecher des Bundestages bestätigte dem Blatt jedoch den Sachverhalt. Der verplombte Transportbehälter ist demnach geöffnet beim Empfänger eingetroffen. Bei der Ankunft wurde nach Informationen der »Welt« zudem festgestellt, dass das Handy offensichtlich zwischenzeitlich herausgenommen worden war. Die Bundestagsverwaltung habe wegen des Öffnens nach eigenen Angaben Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Das Blatt schreibt: »Der genaue Vorgang ist noch ungeklärt. Über eine Beteiligung von Nachrichtendiensten kann nur gemutmaßt werden. Als Ausschussvorsitzender hat Sensburg ständig mit streng geheimen Unterlagen zu tun.«

Das BSI versuche laut »Welt« nun herauszufinden, ob das Gerät ausgelesen wurde. Eine genaue Überprüfung werde mehrere Wochen andauern. Interessant: Auch der frühere Obmann der Unionsfraktion im Untersuchungsausschuss, Roderich Kiesewetter, hatte im vergangenen Jahr von Merkwürdigkeiten an seinem Mobiltelefon berichtet. Eine Überprüfung sei damals zunächst zu dem Schluss gekommen, dass Dritte darauf zugegriffen hätten. Später wurde dies korrigiert: Das BSI habe einen Datenabgriff doch nicht feststellen können.

Der Untersuchungsausschuss, der nach dem Skandal um die Abhörpraxis des US-Geheimdienstes NSA eingerichtet worden war, soll die Arbeit von Nachrichtendiensten im In- und Ausland beleuchten. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -