Betend

PERSONALIE

Verzweifelter als er ist derzeit kein Staatsoberhaupt der Welt. Bis zum Wochenende kannte kaum jemand den Namen Baldwin Lonsdale. Nun erlangte er unfreiwillige Berühmtheit. Eine verheerende Naturkatastrophe suchte sein Inselreich Vanuatu im Südpazifik heim. Die Ironie der Geschichte: Als der Zyklon »Pam« schwere Verwüstungen auf dem 83-Insel-Staat mit etwa 250 000 Einwohnern anrichtete, weilte er im japanischen Sendai - auf einer Konferenz der Vereinten Nationen zur Katastrophenvorsorge.

Noch im japanischen Sendai rief er den Notstand für sein Land aus und bat eindringlich um internationale Unterstützung. Vanuatu brauche »sofort« humanitäre Hilfe, sagte Lonsdale am Montag. Sein Land benötige aber auch langfristig Unterstützung, um die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Das ganze Ausmaß der Verwüstung auf den Inseln war unterdessen weiter unklar.

Der Klimawandel trage zu solchen Wetterereignissen bei, meinte Lonsdale am Rande der Konferenz in Sendai. Der Zyklon sei ein Monster gewesen. Sein Land erlebe steigende Meeresspiegel, auch sei »das Wetter unvorhersehbar« geworden.

Der anglikanische Geistliche Baldwin Lonsdale ist seit dem 22. September 2014 Präsident Vanuatus. Seine Wahl war die längste in der Geschichte des Inselstaates: Acht Wahlgänge waren nötig, bis Lonsdale endlich die nötige Zweidrittelmehrheit mit 46 der 58 Stimmen eines Wahlkollegiums hinter sich vereinen konnte. Das Gremium besteht aus Mitgliedern des Parlaments und den Präsidenten der Regionalparlamente. Zuvor war Lonsdale Generalsekretär von Torba, der nördlichsten der sechs Provinzen Vanuatus.

Nach seinem Wahlsieg hatte Lonsdale verkündet, der sei das Ergebnis seiner Gebete gewesen. Als er jetzt um Hilfe für sein Land bat, schien es, als sei ihm der Glaube ein wenig verloren gegangen. »Pam« habe jahrlange Entwicklungsfortschritte zerstört, klagt er. Dabei sei seine Heimat doch ein Paradies auf Erden: »Ich hoffe, dass Vanuatu sich erholt, dass die Menschen zusammenhalten und das Paradies neu aufbauen.«

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