Amnesty wirft Hamas Kriegsverbrechen vor
Wahlloser Beschuss von Zivilisten unverhohlene Verletzung des Völkerrechts / Palästinensische Rakete tötete 13 Palästinenser, darunter elf Kinder
Berlin. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft bewaffneten Palästinensergruppen wie der Hamas Kriegsverbrechen im jüngsten Gaza-Krieg vor. In dem 50-tägigen Konflikt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas im Juli und August 2014 seien Tausende Raketen und Granaten auf Wohngebiete in Israel abgefeuert worden, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Organisation. Dabei seien insgesamt sechs Zivilisten in Israel getötet worden, unter ihnen ein vierjähriger Junge. Auch auf palästinensischer Seite habe es durch den wahllosen Beschuss mit Raketen und Mörsern durch bewaffnete Gruppen zivile Opfer gegeben.
Der bewaffnete Flügel der radikalislamischen Hamas und andere Gruppen feuerten den Angaben zufolge in dem Konflikt mehr als 4.800 Raketen und 1.700 Mörsergranaten auf Israel ab. Der wahllose Beschuss stelle eine unverhohlene Verletzung des humanitären Völkerrechts dar. Etliche der Angriffe seien als Kriegsverbrechen zu bewerten.
Als folgenreichsten Angriff nennt die Menschenrechtsorganisation einen Raketeneinschlag vor einem Supermarkt in einem Flüchtlingslager in Gaza am 28. Juli 2014, bei dem 13 Palästinenser starben, darunter elf Kinder. Ein unabhängiger Munitionsexperte habe den Vorfall untersucht und komme zu dem Schluss, dass es sich um eine palästinensische Rakete gehandelt habe. Die Palästinenser hatten das israelische Militär für den Angriff verantwortlich gemacht.
Die Hamas wies die Vorwürfe zurück. Das führende Hamas-Mitglied Salah al-Barwadil schrieb am Donnerstag in einer Mitteilung, der Bericht sei ein »ein Massaker an der Gerechtigkeit«. Amnesty habe sich als verdächtige Organisation entlarvt, die »klar dem israelischen Terrorismus dient«. Die Palästinenser würden nicht töten, sondern sich nur selbst verteidigen.
In einem Bericht aus dem Dezember hatte Amnesty auch Israel mögliche Kriegsverbrechen in den letzten Tagen des Gaza-Kriegs vorgeworfen. Der Direktor des Nahost- und Nordafrika-Programms bei Amnesty, Philip Luther, betonte, die Tatsache, dass auch von palästinensischer Seite Kriegsverbrechen verübt worden seien, entbinde Israel nicht von den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts.
In dem 50-tägigen Krieg im Sommer 2014 wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 2230 Menschen getötet oder starben später an ihren Verletzungen. Rund 11.000 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden mehr als 70 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Agenturen/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!