Büros zu Wohnungen - ein Ex-Denkmal beschäftigt München
Mit 75 Metern Höhe dominierte das Siemens-Hochhaus einst die Silhouette der bayerischen Hauptstadt, doch seit 15 Jahren steht es leer
München. Einst war das Siemens-Hochhaus das höchste Bürogebäude Münchens. Mit 75 Metern Höhe überragte der Turm in den 1960er Jahren die Silhouette der bayerischen Landeshauptstadt. Seit sich der Industriekonzern um die Jahrtausendwende aus dem Betriebsgelände zurückgezogen hat, war die Zukunft des Gebäudes offen. Auch von Abriss war die Rede. Inzwischen aber steht fest: Das Hochhaus soll generalsaniert und in Wohnungen umgewidmet werden. Keine Luxusapartments, sondern bezahlbarer Wohnraum, sagt der Eigentümer Hubert Haupt. Ein Architektenwettbewerb läuft, im Mai soll die Entscheidung fallen.
500 000 Euro zahlte Haupt 2006 für das 23-geschossige Gebäude: asbestverseucht, in die Jahre gekommen, dafür mit einer unter Denkmalschutz stehenden Fassade - nicht gerade ein Schnäppchen. Zehn Millionen Euro muss er nun nach eigener Aussage allein in die Entkernung und Asbestreinigung investieren.
Lange hatte Haupt versucht, Interessenten für Büros in dem Haus im Süden der Stadt zu finden - vergeblich. Für Gewerbe ist der Münchner Norden mit der Nähe zum Flughafen die bessere Lage. Nun sollen hochwertige Wohnungen entstehen. Das bedeute aber nicht zwangsläufig teuer, sagt Haupt. Luxus sei in dem Stadtteil nicht vermarktbar - trotz »fantastischer Aussicht«. Das asbestverseuchte Gebäude muss nun völlig entkernt, die Fassade entfernt werden. Dafür wurde extra der Denkmalschutz aufgehoben. Vorgesehen sind zehn Prozent öffentliche Nutzung - wie Restaurants oder Kindertagesstätten - und zehn Prozent geförderter Wohnraum. Das Projekt werde das Viertel aufwerten, sagt Haupt.
Auch Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk ist von dem Konzept überzeugt. Wäre der Denkmalschutz bestehen geblieben, hätte das Haus nicht verändert und somit nicht genutzt werden können - aber auch der Abriss wäre unmöglich. »Aber man kann Gebäude architektonisch behutsam verändern, und sie bleiben trotzdem ein Denkmal.«
Bedenken hat hingegen Ludwig Weidinger. Dass der Büroblock in Wohnungen umgewandelt werden soll, betrachtet der Vorsitzende des Bezirksausschusses mit Skepsis. »Ich habe das immer kritisch gesehen. Ein neues Wohnhaus würde man nie so bauen.« Doch sei es Haupts »gutes Recht«, so zu planen.
Weidinger sieht mehrere Kritikpunkte: »Die Kubatur, die Wohnungen nach Norden hin, die Lage.« Etwa ein Drittel der Fläche sei nach Norden ausgerichtet. Da habe man zwar einen Blick über die Stadt, aber kein Sonnenlicht. Für die Menschen in der Gegend sei zudem entscheidend, wie die neue Fassade aussehen und was zusätzlich zu den Wohnungen entsteht wird - etwa Cafés oder eine Kita. Letztlich sei es aber immer eine Frage des Geschmacks, so Weidinger. Im Viertel reichten die Meinungen von »reißt das Haus weg« bis »ohne Hochhäuser wäre München ein Dorf«. Haupt zufolge könnten die Arbeiten schon im Sommer beginnen. dpa/nd
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