Ersaufen kostet keinen Profit

René Heilig fragt: Wann sind Marineverbände hilfreich und wann untätig?

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

80 Prozent der Weltbevölkerung leben unmittelbar am Meer. 95 Prozent - also fast der gesamte Ferngütertransport - werden über See abgewickelt. Der ungehinderte Zugang zu Rohstoffen, Märkten und zu Energieträgern wie Erdöl und Erdgas ist Grundvoraussetzung für das Funktionieren der sogenannten zivilisierten Welt. Und weil so gigantische Profite möglich werden, teilen Staaten Meere in Einflusssphären auf und leisten sich teure Kriegsflotten. Die üben den Ernstfall - gemeinsam und gegeneinander.

Das ist bisweilen auch aus humanitären Gründen wichtig. Gerade zeigte sich vor Jemen, wie schnell man eigene Staatsbürger per Schiff evakuieren kann. Im Mittelmeer sind ständig mehrere Dutzend Kriegsschiffe zum Teil in NATO-Verbänden unterwegs. Auf französischen Werften liegen Hubschrauberträger, die man Moskau verweigert, unnütz herum. Warum setzt keiner die High-Tech-Flotten unter nationalem Kommando ein? Weil das tausendfache Ersaufen von Flüchtlingen keine Profite gefährdet? Weil man sonst für die Aufgefischten Verantwortung übernimmt? Bei Antipiraten-Operationen kann man exakt aufklären, wann eine Handvoll Piraten den Strand verlässt. Obwohl sich in Nordafrika täglich bis zu 2000 Menschen ins gelobte Europa aufmachen, bemerkt man die Flüchtlingsboote nicht. Warum auch? Ihre Fracht ist staatenlos, namenlos und vor allem rechtlos.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.