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Türkei wird Gauck »nicht vergeben«

Ankara kritisiert Äußerungen von Bundespräsident über Völkermord an Armeniern scharf / Auch Kritik an Putin

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Türkei hat Bundespräsident Joachim Gauck für dessen Bezeichnung des Massakers an den Armeniern als »Völkermord« scharf kritisiert. Gauck habe »kein Recht, die türkische Nation eines Verbrechens zu beschuldigen, dass sie nicht begangen hat«, teilte das türkische Außenministerium am Freitagabend in Ankara mit. Das türkische Volk werde Gaucks Äußerungen »nicht vergessen und nicht vergeben«. Ähnliche Kritik übte Ankara an Russlands Präsident Wladimir Putin.

Gaucks Erklärung missachte die türkische Gemeinde in Deutschland, hieß es aus Ankara weiter. »Die Mitglieder dieser Gemeinde werden angesichts der Versuche, ihre Identität in Misskredit zu bringen, nicht schweigen«, teilte das Ministerium mit.

Gauck hatte am Donnerstag im Berliner Dom eine Rede gehalten, die das Vorgehen der osmanischen Reichsregierung gegen die Armenier im April 1915 klar als Völkermord bezeichnete. Die Türkei lehnt die Verwendung des Begriffs im Zusammenhang mit den Deportationen der Armenier von 1915 bis 1917 strikt ab.

In einer weiteren Erklärung übte Ankara scharfe Kritik an Putin, der am Freitag an der zentralen Gedenkfeier in Armenien teilgenommen hatte. Dieser hatte von Massenmorden gesprochen und betont, dass Russland Teil einer internationalen Konvention gegen Völkermord sei. Solche Äußerungen seien »null und nichtig« und trügen nicht zu Frieden und Wohlstand bei, teilte das türkische Außenministerium mit. Verärgert wurde auch die Teilnahme von Frankreichs Präsident François Hollande an der Zeremonie in Armeniens Hauptstadt Eriwan kommentiert. Die Türkei verurteile Frankreichs »unfaire und einseitige« Einstellung, erklärte Ankara.

Russland, Frankreich und rund 20 weitere Länder sprechen von einem Völkermord. Nach armenischer Darstellung starben vom 24. April 1915 bis 1917 im Zuge der gezielten Vernichtung der armenischen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Türkei bis zu 1,5 Millionen Armenier. Die Türkei spricht dagegen von 300.000 bis 500.000 getöteten Armeniern und ebenso vielen Toten auf Seiten der Türken bei bürgerkriegsartigen Kämpfen und Hungersnöten.

In Armenien gedachten am Freitag hunderttausende Menschen der Opfer der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor hundert Jahren. Nach einer offiziellen Feier an der zentralen Gedenkstätte in Eriwan im Beisein internationaler Staatsführer legten Armenier aus aller Welt Blumen vor der ewigen Flamme nieder. Armeniens Präsident Sersch Sarkissjan dankte den internationalen Gästen für ihre Verbundenheit mit dem armenischen Volk. Zugleich forderte er die Türkei auf, die Massaker als Völkermord anzuerkennen.

Auch in zahlreichen weiteren Städten der Welt gab es am Freitag Gedenkfeiern. In Istanbul versammelten sich hunderte Menschen in dem Viertel, in dem am 24. April 1915 die ersten armenischen Intellektuellen verhaftet wurden, und vor dem Bahnhof, von dem die Armenier deportiert wurden. In Frankreich erinnerten mehrere tausend Menschen an die Massaker. Zehntausende Menschen marschierten im Gedenken an die Opfer durch Hollywood - in Los Angeles ist die größte armenische Gemeinde der USA beheimatet.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekräftigte in einer Botschaft an das Patriarchat sein »Mitgefühl« für die Opfer. Bereits vergangenes Jahr hatte er sein »Mitgefühl« geäußert, den Begriff »Genozid« aber weiter zurückgewiesen. AFP/nd

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