Ho, Ho, Ho Chi Minh
Vor 40 Jahren endete der Vietnamkrieg mit der Einnahme Saigons
Berlin. Gegen 11.30 Uhr an jenem 30. April 1975 nahmen Truppen der nordvietnamesischen Volksarmee den Präsidentenpalast in Saigon ein. Einen Tag später war einer der blutigsten Kriege des 20. Jahrhunderts zu Ende. Er hinterließ eine schreckliche Bilanz: Millionen Vietnamesen starben, noch mehr wurden verstümmelt oder erlitten Schäden durch den Einsatz von Giften.
Im Vietnamkrieg wurde nicht nur um die Hoheit in einem seit 1954 geteilten Land gekämpft. Es war auch ein Krieg der Weltpolitik, ein Kampf um Unabhängigkeit und eine Niederlage für die USA, die im Süden Vietnams ein Regime unterhalten hatte, um den »Vormarsch des Kommunismus in Südostasien« zu stoppen. Nicht zuletzt wurde der Vietnamkrieg zum Kristallisationspunkt einer Protestbewegung im globalen Westen, die nicht auf die »vietnamesische Frage« beschränkt blieb. Jene, die da in Westberlin oder anderswo unter »Ho, Ho, Ho Chi Minh«-Rufen demonstrierten, wollten nicht nur Solidarität mit der Befreiungsarmee Südvietnams zeigen. Es ging um mehr: den Kapitalismus, den Muff unter den Talaren, die Möglichkeit einer Alternative.
Auch wenn die Proteste seinerzeit groß waren - es blieb eine Minderheit, die gegen die herrschenden Verhältnisse aufbegehrte. Gemessen an heutigen Verhältnissen waren es dennoch bewegtere Zeiten. Der niederländische Sozialhistoriker Marcel van der Linden sieht drei große Linien, die zu »1968« führen: das Wachstum seit dem Zweiten Weltkrieg und die ersten Krisen des »Wirtschaftswunders«; der massenhafte Bildungsaufstieg aus der Arbeiterklasse und die Kämpfe um das Ende kolonialistischer Herrschaft.
Womit wir wieder bei Vietnam sind - und bei der den Krieg mitentscheidenden Tet-Offensive der nordvietnamesischen Armee und der Befreiungsarmee Südvietnams 1968. Die Bilder davon prägten die politische Kultur einer ganzen Generation. tos Seite 2
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!