Die Last des Gewinnenmüssens
Borussia Mönchengladbach siegt 2:1 bei Hertha BSC
Oft ist es ja durchaus von Vorteil, zu wissen woran man ist. Für Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach war es am Sonntagabend eher ein Nachteil. Beide Mannschaften trafen sich zum Abschluss des 31. Spieltags der 1. Fußball-Bundesliga vor 56 881 Zuschauern im Berliner Olympiastadion. Beide wussten, dass ihre direkten Konkurrenten zuvor gesiegt oder zumindest gepunktet hatten. Und so standen sowohl die Berliner als auch die Gladbacher Gäste unter erhöhtem Druck, ebenfalls unbedingt Zählbares mit aus dem Spiel nehmen zu müssen. Die Borussia kam damit etwas besser zurecht und gewann 2:1 (1:1) – weil sie die qualitativ besser besetzte Mannschaft ist, und weil sie Fußball spielt, um Tore zu schießen. Hertha BSC geht es unter Trainer Pal Dardai etwas zu sehr um das Verhindern von Gegentreffern.
Dass beide Mannschaften in verschiedenen Sphären der Tabelle zuhause sind und somit ganz unterschiedliche Ziele verfolgen, wurde schnell sichtbar. Hertha BSC kämpft als 13. gegen den Abstieg. Der Abstand zum Relegationsplatz 16 ist nach den Siegen des Hamburger SV und SC Paderborn sowie dem Punktgewinn von Hannover 96 auf vier Punkte geschmolzen. Und so beschränkten sich die Berliner gegen Mönchengladbach darauf, keine Fehler zu machen. Die Bälle wurden aus der Abwehr meist kompromisslos nach vorn geschlagen. An den wenigen Angriffen beteiligten sich oft nur drei oder vier Spieler, meist Salomon Kalou, Valentin Stocker und Genki Haraguchi. Der Rest war kompakte Defensive.
Ganz anders Mönchengladbach. In der ersten Halbzeit hatten die Gäste 75 Prozent Ballbesitz, machten das Spiel, ließen Ball und Gegner laufen. Aber auch die zuletzt furios aufspielende Borussia agierte etwas abwartender als sonst. Im Kampf um Platz drei und die direkte Qualifikation zur Champions League hatte Bayer Leverkusen mit dem Sieg gegen Bayern München vorgelegt. Der Last des Gewinnenmüssens machte die Beine etwas schwerer und die Köpfe nicht freier. Und so erspielten sich Gladbacher gegen oft zu passive Berliner zwar einige klare Chancen, vergaben sie aber auch meist. Es fehlten oft Klarheit und Konzentration im Abschluss.
Dabei ging es für die Gäste gut los. Nach elf Minuten traf Max Kruse zum ersten Mal ins Berliner Tor. Doch Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer entschied auf Abseits. Eine Minute später machte es der Stürmer besser. Nach einem katastrophalen Fehlpass von Berlins Per Skjelbred am eigenen Strafraum hatte Kruse nach feiner Vorarbeit von Raffael keine Mühe, den Ball aus fünf Metern im Netz unterzubringen. Wiederum eine Minute später war der Vorsprung schon wieder dahin. Das Berliner Offensivtrio hatte zugeschlagen: Haraguchi flankte den Ball in den Gladbacher Strafraum, Kalou köpfte an die Latte, Stocker köpfte den Abpraller zum 1:1 ins Tor des machtlosen Yann Sommer.
Unverändert vom Ausgleich blieb das Spielgeschehen. Borussia Mönchengladbach hatte den Ball und kam zu Chancen, Hertha BSC verteidigte und konterte. Allein Gladbachs Mittelfeldspieler Granit Xhaka hatte noch in der ersten Halbzeit drei große Chancen zu erneuten Führung. Seinen 30-Meter-Kracher entschärfte Hertha-Torwart Thomas Kraft in der 25. Minute. Nach 42 Minuten köpfte der Schweizer den Ball an die Latte, eine Minute später verschoss er freistehend vor Kraft aus sieben Metern.
Abgesehen von einer zehnminütigen Sturm- und Drangphase der Berliner zwischen der 74. und der 84. Minute, verlief die zweite Halbzeit wie die erste. Und deshalb darf der Siegtreffer für Borussia Mönchengladbach durch Ibrahima Traorés wunderbaren Schlenzer aus 20 Metern fünf Minuten vor Spielende als durchaus verdienter Lohn gelten: für die stete Bemühung, das Spiel zu machen und Chancen zu kreieren. Mit den drei Punkten aus Berlin schoben sich die Gladbacher wieder an Leverkusen vorbei auf Platz drei. Hertha BSC bleibt auf Rang 13 – der Kampf gegen den Abstieg geht an den letzten drei Spieltagen weiter. »Meiner Rechnung nach brauchen wir noch drei Punkte«, glaubt Trainer Pal Dardai. Aber dafür reicht es nicht, in Dortmund, gegen Eintracht Frankfurt und in Hoffenheim nur Tore verhindern zu wollen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.