Venezuela ermittelt gegen Pharmakonzerne
Bayer und Merck sollen sich durch Währungsbetrug illegal bereichert haben
Venezuelas Gesundheitsminister wirft mehreren Pharmaunternehmen vor, was nichts anderes als eine Selbstverständlichkeit in kapitalistischen Ökonomien ist. »Sie stellen die Arzneien her, die ihnen Gewinn bringen«, sagte Henry Ventura in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Und doch hat Venturas Aussage ihre Berechtigung – und deshalb leitete Venezuela ein Ermittlungsverfahren gegen Unternehmen, darunter die deutschen Bayer und Merck, ein.
Konkret wird den Pharmakonzernen vorgeworfen, auf unlautere Art und Weise Vorteile aus subventionierten Wechselkursen gezogen zu haben. Statt die Kurse für die Herstellung oder den Import von günstigen Medikamenten zur Behandlung chronischer Krankheiten zu nutzen, hätten sie rentablere Produkte wie Vitamine produziert oder importiert.
Hintergrund der von Venezuela eingeführten subventionierten Wechselkurse ist die seit wenigen Jahren andauernde Wirtschaftskrise. Das Land mit der sozialistischen Regierung ist vom Erdölexport abhängig. Fast alle Deviseneinnahmen stammen aus dem Verkauf des Rohstoffes. Sehr viele Waren werden importiert, darunter auch Mittel des täglichen Bedarfes wie Nahrungsmittel und Medikamente. Seit dem der Ölpreis auch wegen des Schiefergas-Booms in den USA massiv gesunken ist, fehlen Devisen. In der Folge breitete sich in dem südamerikanischen Land eine starke Inflation aus, die heimische Währung Bolivar wertete ab. Versorgungsengpässe, die Ausbreitung eines Schwarzmarktes und politische Unruhen sind die Folge.
Um der Situation Herr zu werden, führte die Regierung feste Vorzugskurse für die Anbieter von wichtigen Gütern wie Nahrungsmittel und Medikamente ein. Den Pharmakonzernen wird nun vorgeworfen, diese subventionierten Wechselkurse ausgenutzt zu haben. Konkret wird Merck vorgeworfen, das Schilddrüsenmedikament Euthyrox nicht ausreichend anzubieten. Ein Merck-Sprecher betonte, sein Unternehmen habe nichts mit den Engpässen zu. Ein Bayer-Sprecher sagte, man arbeite eng mit der venezolanischen Regierung zusammen, um die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen. nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.