Städtetag will keinen Kitastreik

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Vor dem beginnenden Ausstand in Kitas und Sozialdiensten kritisierten der Städtetag und der Deutsche Kinderschutzbund die Gewerkschaften scharf. Doch die bleiben gelassen.

Berlin. Vor Beginn des unbefristeten Streiks an vielen Kindertagesstätten in Deutschland haben der Städtetag und der Deutsche Kinderschutzbund den geplanten Ausstand kritisiert. »Der Kita-streik wird auf dem Rücken der Kinder und Eltern ausgetragen«, sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers der »Bild«-Zeitung. Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, schloss einen wochenlangen Arbeitskampf nicht aus.

Die GEW, ver.di und der dbb rufen ab Freitag an vielen Kitas zum Streik auf. In den kommenden Wochen sollen weitere Einrichtungen in den Ausstand einbezogen werden. Neben Erzieherinnen und Erziehern in Kitas, Horten und Ganztagsschulen sind unter anderem auch Sozialarbeiter in Jugendzentren, Erzieher in Heimen sowie Beschäftigte in der Behindertenhilfe zum Streik aufgerufen. In Urabstimmungen hatten sich deutliche Mehrheiten für den Arbeitskampf ausgesprochen.

Die IG Metall forderte am Donnerstag Unternehmen und Betriebsräte zur Einrichtung von »Kita-Kontos« auf. Damit könnten Beschäftigte während des Streiks kurzfristig von ihren üblichen Arbeitszeitregeln abweichen, »ohne wahlweise bei ihrem Arbeitgeber um freie Tage zu betteln, Nachbarn oder Freunde in Anspruch nehmen zu müssen oder ihre Kinder unbetreut zu Hause zu lassen«. Es gehe um »außergewöhnliche Belastungen für Beschäftigte und jeder Arbeitgeber sollte diese Belange ernst nehmen. Deshalb müssen die mittelbaren Auswirkungen von beiden Seiten getragen werden«, sagte Armin Schild, Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte.

Hilgers mahnte eine bessere Bezahlung der Beschäftigten an. Es sei eine Staatsaufgabe, »grundsätzlich für eine angemessene Bezahlung sorgen«. Es sei »schlimm, dass Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland überhaupt für eine bessere Bezahlung streiken müssen«, so Hilgers. Der Deutsche Städtetag appellierte an die Gewerkschaften, auf den Streik zu verzichten und zu Verhandlungen zurückzukehren. »Streiks in einem so sensiblen Bereich wie der Kinderbetreuung schaden vor allem den betroffenen Eltern und Kindern«, sagte Hauptgeschäftsführer Stephan Articus der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Daher sei Kompromissbereitschaft statt Eskalation gefragt.

Die Gewerkschaften hatten Ende April die Tarifverhandlungen für die rund 240 000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst für gescheitert erklärt. Sie fordern neue Eingruppierungsregeln und Tätigkeitsmerkmale. Es geht um Lohnerhöhungen von durchschnittlich zehn Prozent.

AFP/nd

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