Streik in Kitas wird ausgeweitet

Vor allem Beschäftigte in kommunalen Kindergärten im Ausstand / Erzieherinnen kämpfen für höhere Eingruppierung

  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin. Der Arbeitskampf der Erzieherinnen und Erzieher geht weiter: In zahlreichen kommunalen Kindergärten wird am Montag gestreikt. Vielerorts wird der Ausstand auf weitere Städte und Einrichtungen ausgeweitet. Die Gewerkschaften ver.di, GEW und dbb hatten bundesweit zu Streiks aufgerufen, nachdem die Tarifverhandlungen über eine höhere Eingruppierung der Erzieherinnen gescheitert waren. Die Gewerkschaften fordern eine deutlich höhere Eingruppierung der bundesweit 240.000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter in den kommunalen Kitas. Dies würde im Durchschnitt zu einer Gehaltserhöhung von zehn Prozent führen, erläuterte Mendroch.

Ein Überblick:

Brandenburg: Zum Auftakt der Kita-Streiks in Brandenburg haben knapp tausend Erzieherinnen in Potsdam für eine bessere Bezahlung demonstriert. »Unsere Arbeit ist immens gewachsen und muss mehr anerkannt werden«, sagte eine Erzieherin aus der Kita Rhinstrolche in Kremmen (Oberhavel). Daher müssten auch die Betreuungsgruppen kleiner werden, meinte ihre Kollegin Christin Pein aus Oranienburg. »In Bremen kommen in Krippen drei Kinder auf eine Erzieherin, hier sind es sechs. Sind unsere Kinder weniger wert?« Die Beschäftigten von Kitas in fünf Landkreisen und in Frankfurt (Oder) haben sich am Montag dem bundesweiten Kita-Streik angeschlossen.

Sachsen: In Sachsen haben sich nach Leipzig, Chemnitz und Freital auch Kita-Beschäftigte kommunaler Einrichtungen in Zwickau, Bautzen und Freiburg am Streik beteiligt, wie ein Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sagte. In Dresden und Freital etwa nahmen zusammen rund 1100 Mitarbeiter an dem unbefristeten Ausstand teil. In Zwickau blieben 12 Kitas dicht. In Leipzig streikten in 10 Einrichtungen 100 Mitarbeiter. In Plauen waren nach Angaben der Stadtverwaltung 11 von 23 Einrichtungen betroffen.

Thüringen: In Thüringen legten in Erfurt, Gotha und erstmals Weimar nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rund 150 Beschäftigte die Arbeit nieder. Ein Ende der Aktionen ist vorerst nicht in Sicht. Für Dienstag sind auch die Beschäftigten kommunaler Kindergärten und -krippen in Jena zum unbefristeten Ausstand aufgerufen.
In Weimar waren drei der zehn von der kommunalen Hufeland-Trägergesellschaft betriebenen Kitas betroffen. Allerdings habe keine gänzlich schließen müssen, sagte Geschäftsführer Rudolf Dewes. Auch in Einrichtungen eines freien Trägers, der nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt, hatten die Gewerkschaften das Personal zum Streik aufgerufen. Das Personal habe auf Plakaten zwar Sympathie für die Streikenden bekundet, sich aber selbst nicht an dem Ausstand beteiligt, hieß es.
In Gotha, wo zwei Einrichtungen geschlossen blieben, konnten nach Angaben der Stadtverwaltung trotz des Streiks mehr als die Hälfte der rund 1100 Kita-Kinder in den Einrichtungen betreut werden.

Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt haben die Gewerkschaften den Streik in den kommunalen Kitas auf drei Städte ausgeweitet: In Köthen, Dessau-Roßlau und Halle mussten sich viele Eltern alternative Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder suchen. Hunderte Erzieher beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaften ver.di und Erziehung und Wissenschaft (GEW) an dem Ausstand und blieben ihren Arbeitsplätzen fern. In Köthen sollen es 50 gewesen sein, in Dessau 160, in Halle rund 300. Auch für diesen Dienstag haben die Gewerkschaften die Erzieher im Kampf um eine bessere Eingruppierung und damit bessere Bezahlung zum Streik aufgerufen.

Mecklenburg-Vorpommern: Vom bundesweiten Kita-Streik ist seit Montag auch Schwerin betroffen. Dort blieben fünf städtische Kindertagesstätten geschlossen, wie eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi sagte. In den Einrichtungen werden den Angaben zufolge zusammen 450 Kinder betreut. Rund 60 Erzieherinnen seien im Streik. Am Dienstag und Mittwoch sollen jeweils fünf andere städtische Kitas in Schwerin bestreikt werden. Die meisten kommunalen Kindergärten gibt es in Schwerin und Greifswald. Aber auch kleinere Städte und Gemeinden sind Träger von Kitas.

Bayern: Wegen des Streiks bei den kommunalen Kindertagesstätten sind am Montag mehrere hundert Einrichtungen in Bayern geschlossen geblieben. Allein in Nürnberg beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi knapp 120 der 145 städtischen Kitas an dem unbefristeten Ausstand. In München blieben etwa 200 Einrichtungen dicht, in Augsburg rund 30, in Erlangen 10. Nur einige Einrichtungen boten einen Notdienst an.

Verdi, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der dbb Beamtenbund fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe. Nach Ansicht der Arbeitgeber sind die Forderungen nicht bezahlbar. Im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst in Bayern sind nach Angaben des Arbeitgeberverbandes etwa 32 000 Menschen beschäftigt.

Rheinland-Pfalz: Viele Eltern in Rheinland-Pfalz müssen wegen des Kita-Streiks möglicherweise noch mehr umplanen als bisher. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht davon aus, dass mehr Erzieherinnen beim unbefristeten Ausstand mitmachen werden. GEW und Verdi riefen für diesen Dienstag zu Kundgebungen in Speyer (10.00 Uhr), Koblenz, Ingelheim und Trier (jeweils 10.30 Uhr) auf. »Da werden garantiert mehr kommen«, teilte GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer mit. Am Montag legten rund 2500 Erzieherinnen in 150 Kitas die Arbeit nieder. Die Gewerkschaften fordern für das Kita-Personal eine höhere Eingruppierung und damit durchschnittlich zehn Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber zeigen sich bereit, Eingruppierungen zu ändern, halten ein pauschales Plus von zehn Prozent aber für zu hoch.

Nordrhein-Westfalen: Der am Freitag begonnene unbefristete Streik der Erzieherinnen an kommunalen Kitas wird an diesem Montag auf mehrere Großstädte Nordrhein-Westfalens ausgedehnt. Agenturen/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.