Tante Frieda hat’s geholfen

Silvia Ottow über Patienten in der Zwickmühle der Gesundheitsangebote

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 1 Min.

Glauben Sie, dass bestimmte Zahlen Vibrationen auslösen und dass diese auf Ihr persönliches System übertragen werden können, wo sie positive Schwingungen auslösen und heilen? Halten Sie es für hilfreich, Milch zu trinken, die im Mondschein gemolken wird und sogenannte Nachtmilchkristalle enthält? Gehören Sie zu den Menschen, die sich einer Masernimpfung verweigern, weil Sie noch nie im Leben einen Virus gesehen haben? Diskutieren Sie fleißig mit der Nachbarin, ob Nahrungsergänzungsmittel aus dem Supermarkt genauso gut sind wie aus der Apotheke?

Über dieser Aufzählung liegen schwere Zweifel an allen möglichen Empfehlungen, seien sie aus dem Supermarkt, dem Internet oder von Tante Frieda. Aber ohne gesunden Zweifel ist man heute auf der Suche nach seiner individuellen Heilmethode verloren - wer glaubt, dass auf Ärztefortbildungen, in Buchhandlungen oder Apothekerzeitschriften nur seriöses Wissen vermittelt wird, ist gewaltig auf dem Holzweg. Da hilft nur, ausdauernd in verschiedenen Quellen zu suchen und zu verzichten, wenn man keine Belege für den Nutzen der Methode findet. Künftig könnte es noch schlimmer werden, wenn mit dem Freihandelsabkommen Werbung für verschreibungspflichtige Arzneien erlaubt wird. Dann bekommen die Patienten nicht nur mehr Hausaufgaben, sondern auch schwerere.

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