Kanzlerin auf Keimjagd
Silvia Ottow über die Strategie der Bundesregierung gegen multiresistente Keime
Angela Merkel schickt sich an, in den höchsten Gremien der Welt für ein gemeinsames Vorgehen gegen Krankheitserreger zu kämpfen, denen kein einziges Antibiotikum mehr etwas anhaben kann und denen allein in Deutschland jedes Jahr Tausende von Menschen zum Opfer fallen. Wie oft waren solche Strategien bereits in aller Munde und versickerten dann wieder im Sande? Und wie oft haben uns globale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation schon enttäuscht - beispielsweise, als sie vor Jahren den Herstellern der Grippemittel auf den Leim ging, eine Epidemie ausrief, die gar keine war und Arzneimittel empfahl, die sich als wenig wirksam erwiesen? Und warum muss eine Regierungschefin mit ihrer Strategie ausgerechnet bei einem der weltgrößten und umsatzstärksten Arzneimittelhersteller persönlich vorstellig werden, ehe sie die ganze Sache dem G7-Gremium verklickert?
Sicher wäre es wünschenswert, wenn Antibiotika in einigen Ländern nicht zur Anwendung durch Laien bereit stünden und Pharmafirmen mehr und effizienter forschten. Doch es wäre eben so schön, wenn konsequenter gegen Antibiotika in der Tiermast oder bei der Behandlung von menschlichen Viruserkrankungen vorgegangen würde. Und wenn nicht die Kanzlerin eine Firma persönlich bitten müsste, eine bestimmte Arznei in ihre Entwicklungspläne aufzunehmen.
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