Deutschland porträtiert sich selbst
Jeder kann bei »Deutschland. Made by Germany« dabei sein
Spektakuläre, intime Handy-Filmchen von der rauschenden Nacht nach der Gala zur Verleihung der Deutschen Filmpreise wird der Zuschauer in »Deutschland. Made by Germany. Ein Selbstporträt« vergeblich suchen. Nach Mitternacht sind audiovisuelle Aufnahmen traditionell verboten, und auch für dieses außergewöhnliche Filmprojekt wird Deutschlands Film-Community nach der Zeremonie am 19. Juni wohl keine Ausnahme machen.
Prominente Schauspieler wie Armin Rohde und Michael Gwisdek werben in den kommenden Wochen mit ihrem Gesicht für die Bestandsaufnahme deutschen Selbstverständnisses, das von Sönke Wortmann (Deutschland. Ein Sommermärchen, Frau Müller muss weg) zusammengefügt wird.
Im Zentrum des Dokumentarfilms sollen diejenigen rücken, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Am 20. Juni kann jeder, der sich in deutschen Grenzen aufhält, zur Kamera greifen – egal ob mit dem Handy oder der Super-Kamera. Bewegende Momente sind ebenso gefragt wie kleine Statements, was die Deutschen glücklich oder traurig stimmt. Oder was Deutschland für ihn ausmacht. So zumindest der Traum von Sönke Wortmann und Produzentin Judy Tossell, die unter anderem hinter dem Tolstoi Biopic »Der letzte Sommer« und dem Action-Thriller »Big Game« steht, in dem der amerikanische Präsident in Finnland abstürzt. Gedreht wurde in Bayern, die Darsteller wohnten in Schloss Elmau.
Auf rund 100.000 Einreichungen träumen die Verantwortlichen. Längen oder technische Formate geben sie keine vor. Die Filme können Online hochgeladen oder per Post eingesandt werden. 16 Leute sichten die Einreichungen, in zwei Monate soll die erste Phase der Endfertigung abgeschlossen sein. Anschließend machen sich vier Cutter an die Arbeit, erst dann steigen Wortmanns Stammschnittmeister und der Regisseur selbst ein.
Der Regisseur selbst will auch einen Film einreichen, allerdings unter Pseudonym. Er hatte sich 2008 an eine ähnliches Projekt über die Stimmung unter den Fans während der Fußball-EM gewagt. Das ging schief – auch weil die technischen Voraussetzungen noch nicht vorhanden waren.
Die Idee für den Film stammt von Regie-Legende Ridley Scott (Exodus). Für dessen Firma Scott Free Productions montierte Regisseur Kevin MacDonald »In a Day« mit faszinierenden Bildern aus allen Erdteilen. Briten, Japaner und Italiener realisierten anschließend ihre eigenen Bestandsaufnahmen ihres Lebensgefühls.
Das Abenteuer kostet 1,5 Millionen Euro. Dazu kommen 500.000 Marketing-Etat, damit »Deutschland. Made by Germany. Ein Selbstporträt« in aller Munde ist. Ins Kino kommt der Film am 5. Mai 2016 zu Christi Himmelfahrt.
Nähere Infos unter: madeby.de
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