»Wir wollen alle einen Erfolg«
Landrat wertet Ankunft von Flüchtlingen in Tröglitz als politisches Signal
Die Ankunft der ersten neun Flüchtlinge gut zwei Monate nach dem Brandanschlag auf eine geplante Asylbewerberunterkunft hat der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), als klares politisches Signal gewertet. »Wir halten an der Unterbringung von Flüchtlingen in Tröglitz fest, auch wenn dies einige Menschen anders sehen«, sagte Ulrich am Donnerstag in Naumburg. Die Flüchtlingsfamilien stammen aus Indien und Afghanistan.
Unbekannte hatten am Osterwochenende einen Brandanschlag auf die geplante Unterkunft für Asylbewerber in Tröglitz verübt. Die Ermittler suchen nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft Halle immer noch nach den Tätern. Die Behörden haben für Hinweise zu ihrer Ergreifung eine Belohnung von 20 000 Euro ausgesetzt. Vor der Tat hatte es in Tröglitz Demonstrationen gegen die Aufnahme von Asylbewerbern gegeben.
Die bei dem Brand zerstörte Unterkunft ist weiterhin nicht bewohnbar, weshalb für die ersten Flüchtlinge nun zwei Wohnungen bereit gestellt wurden. Sie trafen bereits am Dienstag in Tröglitz ein. Es handelt sich um zwei Familien aus Afghanistan und eine Familie aus Indien, jeweils mit einem Kind zwischen einem und elf Jahren. Sie wurden bei der Pressekonferenz am Donnerstag vorgestellt. »Ich freue mich sehr, dass wir nach den schwierigen Wochen und Monaten so weit gekommen sind«, sagte Ulrich. Nach seinen Angaben wurden die Flüchtlinge über die Vorfälle in Tröglitz informiert. Sie hätten »sehr gefasst« reagiert und wollten nun so schnell wie möglich Deutsch lernen. Der elfjährige Sohn einer afghanischen Familie werde bald die Schule besuchen.
Zum Sicherheitskonzept zur Unterbringung der Asylbewerber wollte Ulrich keine Details nennen. Polizei und Staatsschutz seien bei der Auswahl der Wohnungen aber eingebunden gewesen. Ulrich sagte, er rechne nicht mit weiteren Demonstrationen, wenngleich dies nicht ausgeschlossen werden könne. »Wir wollen alle einen Erfolg bei der Integration der neuen Mitbürger«, sagte der CDU-Politiker.
Der frühere Tröglitzer Bürgermeister Markus Nierth sprach von einer »Chance« für Tröglitz. »Es liegt nun an den Tröglitzern selbst, etwas daraus zu machen, auf die Menschen zuzugehen oder in Ängstlichkeit verfangen zu bleiben«, sagte Nierth, dessen Familie die beiden afghanischen Familien als Paten bei der Integration unterstützt. Die Asylbewerber, die eine lange Flucht und schlimmstes Leid hinter sich hätten, »haben eine Chance verdient«. Nierth hatte Anfang März mit seinem Rücktritt als Tröglitzer Bürgermeister bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Nierth sah sich durch Rechtsextreme bedroht, die vor seinem privaten Wohnhaus gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in dem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt demonstrieren wollten. Zudem fühlte er sich von den örtlichen Behörden im Stich gelassen.
Matthias Keilholz von der Tröglitzer Initiative »Füreinander - Miteinander« berichtete unterdessen von einer großen Unterstützung aus der Bevölkerung. AFP/nd
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